So, jetzt sind die Ferien rum. Über das Wetter müssen wir nicht mehr reden. Tiefgaragen wurden zu Schwimmbädern, allerdings nur für Autos. Die Bademoden hingegen sind trocken geblieben. Zu viel Regen bedeutet, sich zu wenig zu bewegen. Prompt haben wir alle zugenommen. Deutschland verdickt sich, und Hamburg wiegt schwerer.

Wir sind ständig essen gegangen. Irgendetwas muss man ja unternehmen. Neulich hatten wir unsere Nachbarn in ein Restaurant eingeladen. Als Dankeschön fürs Blumengießen in unserem Garten während unserer urlaubsbedingten Abwesenheit. Eigentlich völlig unnötig und überhaupt nicht gerechtfertigt. Es gab nämlich kaum Gießbedarf. Egal, wir hatten es im Vorwege vollmundig angekündigt, also halten wir Wort. Unser Nachbarpaar ist schon etwas älter, und auf die Frage, wo es denn hingehen solle, kam prompt: "Ach, gern mal wieder zum Jugoslawen!" Ich wusste gar nicht dass es so etwas noch gibt. Gesagt, getan.

Wir landeten im Balkan-Grill, natürlich komplett vertäfelt und vollkommen zeitlos - hier ist die Zeit einfach stehen geblieben. Der Einfachheit halber bestellten wir eine Dubrovnik-Platte für vier Personen. Als dann nach längerem Warten die Speise serviert wurde, versuchte ich aufgrund der gewaltigen Portion einen kleinen Scherz anzubringen: "Alles klar, sollen wir die Fußballmannschaft auch noch reinholen?" Es blieb beim Versuch, der Kellner schien nicht auf Empfang zu sein, und Humor war wohl auch nicht seine Sache. Wenn man in so einem Lokal arbeitet, hat man wahrscheinlich auch nicht viel zu lachen.

Was sich dann unseren Gaumen anbot, ließ mich innerlich erschaudern: undefinierbare Fleischsorten, die ihren Garpunkt nicht überlebt haben. Buster Keaton ist auf so was gelaufen. Dann auch noch Unmengen von dem ungenießbaren Zeug! Das Ganze gebettet auf Tonnen durchweichter Pommes frites. Der Saft des angeblichen Fleisches ist von den Kartoffelschnipseln dankend aufgenommen worden. Damit aber nicht genug, unter den Pommes lauerte das Unvermeidbare: der Krautsalat! Auch hier wurde wieder nicht gespart. Meine Freundin und ich gaben uns alle Mühe, nicht unsere Fassung zu verlieren. Als unsere Tischbegleitung dann aber schwärmte: "Och, war das lecker. Da kommen wir glatt wieder her", da wäre ich fast zusammengebrochen. Nach mehreren Slibowitz (und die waren auch bitter nötig!) durften wir dann endlich gehen.

Mir war leicht übel. Todmüde und nach Großküche ohne Abzugshaube stinkend, sanken wir in unser Bett. Das sogenannte Essen lag so schwer im Magen, dass die Nacht zum Albtraum wurde. Der Krautsalat sorgte für das Übrige. Halb schlafend, halb wach, gingen mir noch einige Meldungen der Woche durch den Kopf: "Bahnhof Mehdorn wird der neue Chef von Air Berlin!" Na klasse, ob der Personalie bleibt einem doch glatt die Luft weg. Was uns allen zukünftig blüht, ist ja wohl klar: ein unübersichtliches Tarifsystem, ganz schlechter Service und unzählige Warteschleifen über Deutschlands Flughäfen. Über den Wolken muss die Freiheit bekanntlich zwar grenzenlos sein, aber es gibt dort keine Abstellgleise! Vielleicht sollte ihm das mal einer sagen, sonst fliegt Mehdorn womöglich gleich wieder raus. Dann dachte ich an: "Mit 70 hat Mann noch Träume." Harry holt zukünftig nicht mehr den Wagen, sondern den Kinderwagen. Schauspieler Fritz Wepper wird ja noch mal Vater. Weitere Top-Nachricht: Tja, und Shell verkauft jetzt auch noch Öl-Teppiche.

Und sonst so? Ach ja, Multimillionäre in Gestalt von Profifußballern streiken in Spanien "für ihren gerechten Lohn". Ein Hohn für jeden, der einer ordentlichen Arbeit nachgeht.

Na bitte, geht doch.

Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag.