Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Akustische Attacken gegen den Feind können durchaus von Erfolg gekrönt sein. Amerikanische Soldaten beschallten die Botschaft des Vatikans in Panama, in die sich der Machthaber Manuel Noriega geflüchtet hatte, zum Jahreswechsel 1989/90 mit Hammermusik wie "Go To Hell" oder "Nowhere To Run" - so lange und so laut, bis der Diktator entnervt aufgab.

Gut möglich, dass ein Mitarbeiter von 1899 Hoffenheim dieses Modell vor Ohren hatte, als er die Schmähgesänge Dortmunder Fußballfans beim Bundesliga-Gastspiel des deutschen Meisters in Sinsheim zu stoppen versuchte. Mit Musik, sagen Ohrenzeugen, sollen die schrillen Pfeiftöne in Richtung Gästeblock allerdings nicht viel gemein gehabt haben, sieht man mal von den Rückkopplungen elektrischer Gitarren ab. Der Ton erklang just, wenn die Dortmunder Fans den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp verhöhnen wollten.

Nun schlagen die Borussen selbst Krach. Die Heidelberger Polizei soll wegen des Verdachts der Körperverletzung ermitteln. Schon träumen die BVB-Fans, dass ihr Verein Einspruch gegen die 0:1-Niederlage einlegt und als Lärmopfer entschädigt wird.

Doch Lärm, schrieb Kurt Tucholsky, ist immer "das Geräusch der anderen". Denn Dietmar Hopp muss sich seit dem Bundesliga-Aufstieg akustische ("Fußballhure Hoffenheim") und optische Umweltverschmutzung (als Zielscheibe) gefallen lassen. So steht es jetzt 1:1.

Also viel Lärm um nichts? Vielleicht sollten die Dortmunder anstelle ihrer Hassgesänge mal wieder die gute alte Vuvuzela auspacken. Das wäre doch mal ein Lärmduell!