Für das außergewöhnliche Freiluft-Festessen auf der Osterstraße machte das schlechte Wetter eine kurze Pause

Eimsbüttel. Es mögen diese Bilder sein, von denen die Besucher noch lange schwärmen werden. Von den Tausenden weiß gekleideten Menschen auf der Osterstraße in Eimsbüttel, von den mit weißen Decken, silbernen Kerzenhaltern, glänzenden Weinkübeln dekorierten Tischen. Von sich fremden Menschen, die einander zuprosten, zulächeln, später miteinander tanzen. Von Frauen, die sich weiße Blumen ins Haar gesteckt haben. Von Männer mit weißen Hüten und dunklen Brillen.

Doch die stärkste Erinnerung wird sicher den Wetterkapriolen dieses Sommers gelten, die die Initiatoren dieses zweiten Hamburger Weißen Dinners am Sonnabend zunächst erschreckt und dann doch belohnt hatten. Der Morgen hatte, wie so oft in diesen Wochen, noch mit fiesem Sprühregen begonnen. Hartnäckig hielt sich ein Regenfeld über der Elbe. Bis am frühen Nachmittag die grauen Wolken verschwanden, rechtzeitig zum Beginn des Festes gegen 17 Uhr. "Es war praktisch der erste und wohl einzige laue Sommerabend des Jahres", sagte Organisatorin Manon Dunkel. Und der brachte ihrer Idee einen großen Schwung. Gut 3000 Menschen waren zu dem Dinner gekommen, hatten Klappstühle und -tische mitgebracht, Besteck, das gute Geschirr von zu Hause und oft ausgeklügelte Menüs. Rund 500 Zuschauer kamen noch hinzu, um sich dieses zweite Weiße Dinner an der Elbe anzusehen. Bis weit nach Mitternacht war ein Teil der Osterstraße dafür gesperrt - und hatte sich zu einer riesigen Festtafel im Freien gewandelt. Jüngere Menschen, vielleicht zwischen 25 und 35 Jahre alt, saßen dort, daneben Ältere oder auch ganze Familien. So wie Familie Peters aus Eppendorf. Die 44-jährige Christine Peters hatte Ehemann, Vater, Mutter und Tochter mitgebracht, den Klapptisch mit Kerzenhalter und Servietten geschmückt, Salat mit Scampi, kaltem Schweinebraten und als Dessert rote Grütze eingepackt; dazu gab es Prosecco und Wein. "Ich mag diese Stimmung, das ist alles so wunderbar festlich", sagte die elfjährige Lara und fand sich damit in bester Übereinstimmung mit ihrer Großmutter.

Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Straßendinner hatte die 38-jährige PR-Beraterin Manon Dunkel aus Paris mitgebracht und im vergangenen Jahr das erste Mal in Hamburg ausprobiert. Damals noch in einer Seitenstraße der Osterstraße, aber schon mit 900 Teilnehmern, die sich wie dieses Mal auch vor allem über Internet-Plattformen wie Facebook verabredet hatten.

In der französischen Hauptstadt gibt es jedes Jahr ein solches "Diner en blanc", mittlerweile seit mehr als 20 Jahren und inzwischen mit gut 7000 Teilnehmern. Der Ursprung dieses Freiluft-Schmauses geht auf den Sommer 1988 zurück. Weil immer mehr Besucher gekommen waren, hatte der Pariser François Pasquier seinerzeit seine Gartenparty kurzerhand in den Park Bois de Boulogne verlegt. Seitdem verabreden sich Pariser jeden Sommer zu einem solchen nicht angemeldeten öffentlichen Picknick, oft wird der Ort bis zuletzt geheim gehalten. Zum 20. Jahrestag traf man sich dann auf den Champs-Élysées.

Ähnliche Veranstaltungen gibt es nun auch in großen deutschen Städten. Und in Übersee. So hat der Sohn des Pariser Ideengebers inzwischen ein Diner en blanc in Montreal ins Leben gerufen und soll Wikipedia zufolge ein weltweites Netzwerk planen.

Auch für Hamburg gibt es weitere Pläne: Im nächsten Jahr könnte das Weiße Dinner vielleicht sogar auf dem Rathausmarkt oder dem Jungfernstieg stattfinden, hofft Veranstalterin Manon Dunkel.

7000 Menschen bei einer solchen Veranstaltung - das dürfte auch spannend für Firmen werden. Doch gemeinsam ist allen Dinner in Weiß, dass sie völlig ohne Kommerz stattfinden, sagt die Hamburger Organisatorin. "Nur dann kann diese Stimmung gelingen." Mit Spenden der Teilnehmer werden lediglich die Gebühren für Straßensperrungen bezahlt.

Promotionteams, die weiße Prosecco-Dosen verteilen wollten, mussten draußen bleiben. "Hier geht es nur um ein festliches Essen ohne Werbung", sagte Serap Yasim, 37, die als freiwillige Ordnerin dabei war.

Nur eben weiß sollte es möglichst sein. Und so standen dann oft weiße Kuchen mit weißen Pralinen, weiße Blumen oder weiße Drinks auf den Tischen. Nur eine Ausnahme gab es: Es durfte auch Rotwein getrunken werden.