Als Jesus im Boot lag und schlief, war es so ein Wetter wie dieser Tage hier im Norden. Zwischen zwei Wolkenbrüchen versuchen, trocken Brötchen zu holen: ein Zirkusakt. Als er im Boot lag, prasselte es, und man hörte den Aktienkursen beim Fallen zu. Keine Brötchen, keine Renditen. Die Jünger total nervös. Wellen so hoch wie Doppelhaushälften auf Pump.

Nichts ist garantiert, weder die ruhige See noch Rettung im Untergang. Man muss es so klar sagen: Wir können einen Tresor bauen, damit uns keiner die Moneten klaut, aber es gibt keine Garantie auf Glück. Weder beim Wetter noch bei den Aktien. Den Tresor kann man knacken. Das Geld kann schimmeln oder entwertet werden. Sicher ist gar nichts.

Es gibt nicht mal ein Recht auf Leben. Es kann mir von jetzt auf gleich abhandenkommen, und ich kann dafür niemanden belangen. Herz aus, alles aus. Warum? Weiß keiner.

All die Lebensversicherungen, die Polizei, die Gerichte, der Anstand helfen, das Zusammenhalten von Menschen zu sichern, aber sie garantieren nicht, dass du und dein Geld morgen noch da sind. Das ist hart.

Viele Menschen auf der Erde leben von Tag zu Tag so, schon lange und jetzt wieder in Somalia. Immer nur für heute essen, schlafen, schaffen. Wie Jesus. Was morgen ist, wissen sie nicht. Ich habe so etwas nie selbst erlebt. Ich beziehe ein Gehalt und lebe in einem Staat, der sagt: Wir stehen dafür ein, dass du nicht verhungerst und dich entfalten darfst. Das ist ein ungeheurer Luxus. Eine gewaltige Gemeinschafts-Leistung.

Aber es bleibt das Monster-Wetter über dem trudelnden Boot mit Jesus. Nähmen wir an, er wäre satt und gut versichert - was würde es ihm nützen? Was sehen wir stattdessen? Er schläft. Mitten zwischen DAX-Kurven auf dem Börsenparkett. Die Broker müssen über ihn wegsteigen, sie schreien: "Willst du vielleicht mal aufwachen bitte! Wir gehen hier unter, und du pennst!" Er wacht auf, schaut sich verwundert um, hebt stumm die Hand, die Kurven sind still. Schweigen. "Warum habt ihr solche Angst?" Schweigen. "Woran glaubt ihr? An Kurse oder an das Leben?" Schweigen.

Thomas Hirsch-Hüffell, Gottesdienstinstitut NEK hirsch-hueffell@web.de