Die Schießerei in Barmbek stellt Ermittler vor Probleme

Zwei Tote bei Schießerei in Hamburg - diese aktuelle Nachricht löst bei vielen Hanseaten reflexartig Assoziationen aus: Vermutlich ist bei einer solchen Bluttat die Reeperbahn Ort des Geschehens, und Männer mit hoher krimineller Energie haben fernab des bürgerlichen Lebens ihre Rivalitäten ausgetragen. Doch das Verbrechen in der Nacht zu Donnerstag geschah in einer im besten Sinne unauffälligen Gegend, in Barmbek. Der Tatort, die Chill-in-Lounge, reihte sich bisher unauffällig in eine Ladenzeile an der Hamburger Straße ein, mit der großstädtischen Vielfalt von Bankfiliale, Bäcker und Trendsportladen. Wer hier wohnt, schätzt den kurzen Weg in die City oder zum Stadtpark. Eine Schießerei, in deren Zusammenhang Begriffe wie Rockerkrieg oder Rotlichtstreit fallen, gehört hier nicht zum Tagesgespräch.

Der Täter ist festgenommen, er hat gestanden - und schweigt. Motiv und Hintergründe? Ungeklärt.

Die Polizei spricht von Spuren, die ins Rotlichtmilieu führen, womöglich in den Bereich der organisierten Kriminalität. Ein Bereich, der nur schwer mit verdeckten Ermittlern zu durchdringen ist. Familiäre Verbindungen und gemeinsame Herkunft schweißen die Verdächtigen zusammen. Um ihre Arbeit zu tun, ist die Polizei angewiesen auf Tipps von Informanten. Um dann eingreifen zu können, sind richterliche Beschlüsse notwendig, um beispielsweise Telefone überwachen zu können. Spätestens hier bekommt die Barmbeker Schießerei eine politische Dimension: Justizsenatorin und Innensenator müssen sich fragen lassen, ob Hamburg intensiv genug gegen das Bandenunwesen vorgeht. Als Vorbild sei Niedersachsens Innenminister Schünemann genannt, der die Bekämpfung der Rockerkriminalität offen und konsequent verfolgt. Schüsse in einem Wohnviertel schüren Ängste - die Krake der Kriminalität ist schon viel zu weit in unser Leben gedrungen.