Ein Kommentar von Stefan Reckziegel

Mit wem sollen wir uns dieser Tage bloß unterhalten, über wen sollen wir uns am Abend aufregen? Die populären allwöchentlichen TV-Talkshows haben fast alle noch bis Ende August Sommerpause. Nur im ZDF heißt es dreimal pro Woche "Lanz kocht" - besser gesagt: Lanz lässt kochen. Alles schale Aufgüsse!

Dass viele Köche den Brei verderben, hat auch Sabine Christiansen erkannt. Und überrascht in der "Frankfurter Rundschau" nun mit der Erkenntnis, dass es im deutschen Fernsehen zu viele Talkshows gibt. Das sagt ausgerechnet die Mutter der wöchentlichen Polit-Herrenrunde (bis 2007 jeden Sonntag im Ersten), die frühere Quoten-Queen mit den übereinandergeschlagenen Beinen.

Auch wenn sie Talkshows angucke, bekomme sie nicht alles mit, das sei auch von Vorteil, räumte Frau Christiansen ein. Na klar. Das Gute ist ja, dass man als Zuschauer zu Hause in Ruhe in der Nase bohren, sich die Fußnägel schneiden oder lesen kann, wenn Heiner "Wollt ihr den totalen Krieg?" Geißler, Ex-BDI-Chef Henkel, AKW-Aussteiger Röttgen oder Geifer-Gysi mal wieder streitend dasitzen. Sie sind uns als Dauergäste wohlvertraut, reden viel, haben aber selten was zu sagen. Und wir könnten schweigen, hätte sich Frau Christiansen nicht zu Wort gemeldet.

Sie hat die Talkshow übrigens zur "Chefsache" erklärt. So heißt die Gesprächsreihe, in der sie auf n-tv bekannte Wirtschaftslenker interviewt.