Ein Kommentar von Annette Stiekele

Darf eine kulturelle Spielstätte Konzerte veranstalten oder nicht? Ja, sie darf. Konzerte wie vor einigen Jahren The Notwist mit dem Andromeda Mega Express Orchestra oder der Auftritt von 1000 Robota mit Orchester beim Internationalen Sommerfestival Hamburg 2010 sind überhaupt nur möglich, weil Kampnagel sie als Spielstätte mit den entsprechenden Räumlichkeiten ausrichten kann.

Musikalische Zuschauermagneten müssen hier nicht herhalten, um weniger gut besuchte Tanz- oder Theaterproduktionen zu finanzieren. Diese speziellen Formate bereichern das Hamburger Musikleben. Sie bilden eine eigene Kategorie. Pop mit speziellem Kunst-Appeal. Natürlich mag es einzelne Künstler geben, wie die britische Newcomerin Anna Calvi, die auch andere Betreiber gerne in ihrem Klub präsentiert hätten. Das liegt in der Natur der Sache. Das Kampnagel-Musikprogramm ist gewachsen, keine Frage. Die flexibel nutzbaren Hallen werden aber auch von den Künstlern selbst für bestimmte musikalische Vorhaben geschätzt und nachgefragt.

Aus der Konkurrenzsituation, die sich daraus ergibt, lässt sich noch keine grundsätzliche Bedrohung der anderen Spielstätten ableiten. Und wenn doch, ist es an der Zeit, dass die Beteiligten darüber in einen Dialog treten. Die Hamburger jedenfalls werden das mehrheitlich risikofreudige Musikprogramm des Internationalen Sommerfestivals nicht missen wollen. Es sorgt für mehr Vielfalt in der Stadt.