Warum die Europäische Union erheblich mehr Geld in Bildung steckt. Studenten sollen besonders profitieren, sagt die EU-Kommissarin

Investitionen in Bildung und in Kreativität sind das Herzstück der Strategie 2020, Wir können den bestmöglichen Geschäfts- und Beschäftigungsplan für die Zukunft Europas aufstellen, wenn wir uns auf die Maßnahmen mit dem größten Mehrwert konzentrieren.

Im künftigen EU-Haushalt werden für Bildung und die Jugend die meisten Mittel aufgebracht. 15,2 Mrd. EUR in dem Zeitraum 2014 bis 2020 für das neue Programm für allgemeine und berufliche Bildung und Jugend wäre eine Erhöhung der derzeitigen Investitionen um 73 %.

Noch immer beenden zu viele junge Menschen ihre Schullaufbahn mit geringen Qualifikationen, es gibt zu wenig Hochschulabsolventen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist in vielen Ländern zu hoch. Ohne zusätzliche Investitionen werden wir unsere Ziele für das Jahr 2020 – Verringerung der Schulabbrecherquote von heute 14 % auf unter 10 % und Steigerung des Anteils junger Menschen mit Hochschul- oder äquivalentem Abschluss auf mindestens 40 % – nicht erreichen.

Mit der Ressourcenaufstockung kann die EU wesentlich mehr jungen Menschen dabei helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, die nicht nur ein erfülltes Leben, sondern auch für bessere Berufschancen bedeuten. Europa kann so bei Bildung mehr Gerechtigkeit und Exzellenz erlangen und im globalen Wettstreit um Talente die Einsätze erhöhen. Und außerdem wird es uns so ermöglicht, eine stärkere Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen und der Arbeitswelt zu unterstützen, bewährte Verfahren zu fördern und unsere Maßnahmen besser an den Arbeitsmarkt anzupassen.

Derzeit profitieren jedes Jahr rund 400 000 junge Menschen, Studierende, Lehrkräfte und Forscher durch „Erasmus“, „Jugend in Aktion“ und andere Programme von den EU-Beihilfen für Studium, Fortbildung und Freiwilligentätigkeit im Ausland. Der Erfolg des Erasmus-Austauschprogramms - 2,5 Millionen Studierenden nutzten seit 1987 Studienaufenthalte und Unternehmenspraktika im Ausland - haben mich dazu bewogen, unser neues Programm „Erasmus für alle“ zu taufen.

Die Nachfrage ist so hoch, dass wir jedem zweiten Bewerber absagen müssen, weil die Gelder nicht ausreichen. Mit den zusätzlichen Mitteln können wir wesentlich mehr Menschen unterstützten –bis zu 800 000 jährlich in ganz Europa. Von bisher über 84000 Teilnehmern sollen künftig doppelt so viele Zuschüsse aus den Bildungs- und Jugendprogrammen erhalten.

Zusätzlich sollen die Strukturfonds für regionale Entwicklung sowie unsere Haushaltsmittel für Forschung und Innovation die Bildung beträchtlich unterstützen. So fließen im laufenden Finanzplanungszeitraum (2007-2013) etwa 72,5 Mrd. EUR in die allgemeine und berufliche Bildung in die Regionen. Für die Zukunft ist mit Investitionen in vergleichbarer Höhe zu rechnen.

Insbesondere der Übergang hin zu einem einzigen, integrierten Finanzierungsprogramm macht Synergieeffekte möglich sind und erzielt eine optimale Wirkung. Zu unseren Neuerungen zählt ein Programm, mit dem Masterstudentinnen und studenten, die im Ausland einen vollwertigen Abschluss erwerben, Darlehensgarantien erhalten. Dies würde die gegenwärtige Lücke bei der finanziellen Unterstützung schließen.

Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass wir anderen Empfängern, z. B. Projekten für Jugendliche oder berufliche Bildung, die Fördermittel kürzen. Ganz im Gegenteil – ich möchte in allen Bereichen zusätzliche Unterstützung gewährleisten. Die berufliche Bildung wird auch weiterhin aus dem Europäischen Sozialfonds stark gefördert.

Darüber hinaus wird es erstmals ein eigens eingerichtetes Unterprogramm für Sport geben, das auf länderübergreifende Probleme wie Doping, Gewalt und Rassismus im Sport ausgerichtet ist und die Zusammenarbeit von Breitensportorganisationen unterstützt.

Geplant ist ebenfalls ein neues Programm für die Kultur- und Kreativwirtschaft von insgesamt 1,6 Mrd. EUR Das sind 37 % mehr als bisher. Dieses Programm „Kreatives Europa“ wird die laufenden Programme Kultur, MEDIA und MEDIA Mundus zusammenbringen, indem es die länderübergreifenden Kultur- und Kreativbranchen in den Mittelpunkt rückt und kulturelle und sprachliche Vielfalt fördert – innerhalb wie außerhalb der EU.

Der Anstieg spiegelt die wachsende wirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativbranchen wider, die 4,5 % des BIP in der EU und 3,8 % der Beschäftigung ausmachen. Investitionen in diesen Bereich ziehen oftmals zusätzliche öffentliche und private Finanzierungen in beträchtlicher Höhe nach sich.

Für den Zeitraum 2014–2020 sollen die Investitionen in Forschung und Innovation erheblich aufgestockt werden. Die neue EU-Strategie „Horizont 2020“ wird die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas steigern und Stellen und Innovationen von morgen schaffen. Die Marie-Curie-Maßnahmen zur Unterstützung junger Forscherinnen und Forscher und das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT) werden Teil dieses Programms sein. Beide Initiativen werden zur Entwicklung ihrer Aktivitäten mit Finanzmitteln in beträchtlicher Höhe gefördert.

Das EIT wird dazu beitragen, die drei Seiten des Wissensdreiecks – Bildung, Innovation und Forschung – zusammenzubringen und öffentlich-private Partnerschaften unterstützen.

Mein Wunsch, mehr in Jugend, Kreativität und Innovation zu investieren, resultiert aus meiner Überzeugung, dass dies Wachstumsbereiche sind, in denen Europa erheblichen Mehrwert erzielen kann. Ich bin entschlossen, zum Erreichen dieses Ziels beizutragen, und werde vor Ende des Jahres detaillierte Planungen vorlegen.

Androulla Vassiliou, 67, ist EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend