Monika Enghusen setzt in ihrem Salon auf Natur und ist damit in Hamburg eine Besonderheit. Manchmal wird auch nach Mondphasen geschnitten.

Bramfeld. Es riecht nach ätherischen Ölen. Im Hintergrund spielt leise Entspannungsmusik. An den Wänden pastellfarbener Lehm, auf dem Boden ein spezielles Parkett und in der Mitte des Raumes Blumen. Der Laden an der Karlshöhe sieht auf den ersten Blick wirklich nicht aus wie ein klassischer Friseursalon. Das soll er auch nicht. Schließlich ist der kleine Friseurladen in Bramfeld auch etwas ganz Besonderes. Inhaberin Monika Enghusen hat sich hier als Natur-Friseurin selbstständig gemacht.

Die zierliche Frau mit dem gewinnenden Lächeln ist gelernte Friseurin. 16 Jahre lang arbeitete sie "im herkömmlichen Sinne", wie sie sagt. "Aber irgendwann war ich mit den Produkten, die in der Branche verwendet werden, und ihrer Wirkung unzufrieden." So sei sie auf eine Firma aufmerksam geworden, die mit Pflanzenfarben arbeitet. "Ich war sofort fasziniert." Fortan besuchte die heute 52-Jährige Seminare, arbeitete sich in die Welt der Naturprodukte und ihrer Wirkung ein. "Ich habe sozusagen eine zusätzliche Ausbildung gemacht." Mit ihrem neuen Wissen machte sich Enghusen selbstständig. Erst einmal nur in einem kleinen Zimmer zu Hause. "Irgendwann, als die Nachfrage immer größer wurde, entstand die Idee mit dem eigenen Laden." Vor zwei Jahren eröffnete Enghusen dann ihren zweiten eigenen Salon mitten in Bramfeld. "Mein Eindruck ist es, dass ich bis heute die Einzige bin, die das in dieser Konsequenz betreibt."

Was als eine Art Experiment begann, ist mittlerweile zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Aus ganz Norddeutschland kommen die Kunden in die Karlshöhe gefahren, um sich von Enghusen die Haare schneiden zu lassen. "Für Neukunden habe ich mittlerweile ein Vierteljahr Wartezeit", sagt Enghusen und lächelt verschmitzt. Dabei hat sie bereits seit einiger Zeit Verstärkung durch eine Vollzeitkraft. Zudem hilft ihre Tochter halbtags in dem Salon aus.

Naturfriseurin, diesen Begriff nimmt Enghusen sehr ernst. Das beginnt bereits mit der Beratung ihrer Kunden. "Wir versuchen, uns an den natürlichen Bedürfnissen der Menschen zu orientieren", sagt sie. "Hier gibt es kein Modediktat." Ihre Herangehensweise: "Wir schauen uns genau an: Wie gehen die Kunden mit ihren Haaren im Alltag um? Was ist wirklich ihr Wunsch an eine Frisur?"

Das Wichtigste: In dem Salon wird keine Chemie verwendet. "Die Inhaltsstoffe unserer Pflegeprodukte sind sehr reduziert. Da ist nur das drin, was unbedingt drin sein muss", sagt Enghusen. Genauso ist es mit den Haarfarben, die in dem Salon verwendet werden.

Die Methoden sind speziell: So wird nach Mondphasen geschnitten

Und dann wenden Enghusen und ihre Mitarbeiter neben der herkömmlichen auch eine besondere Schnitttechnik an. "Es gibt dabei die Möglichkeit, sich nach den Mondphasen zu richten", sagt Enghusen. Warum das? "Wenn am richtigen Tag geschnitten wird, fällt das Haar besser und hat mehr Fülle." Zudem werde über die sogenannten Meridianbahnen des menschlichen Körpers geschnitten. "Das heißt, wir ziehen die Haare in einem besonderen Winkel und schneiden sie dann ebenfalls in einem besonderen Winkel ab." Das Ziel sei eine besonders glatte und saubere Schnittfläche. Enghusen ist überzeugt: "Nach einer solchen Behandlung müssen die Kunden morgens weniger Zeit in die Pflege investieren."

Geschnitten wird in dem kleinen Salon zudem mit speziellen Scheren, die in Japan hergestellt werden. "Die haben keine Eigengeräusche, aber erzeugen besondere Vibrationen." Zum Kämmen verwenden Enghusen und ihre Kolleginnen Bürsten mit Naturborsten und Edelsteinkämme.

All diese Behandlungsmethoden benötigen Zeit. Viel mehr Zeit als bei einem klassischen Haarschnitt. "Entscheidend ist ein erstes Gespräch, in dem wir uns kennenlernen und feststellen, was der Kunde möchte", so Enghusen. Rund zwei Stunden veranschlage sie für diese Beratung und eine erste Behandlung. Eine Stunde berechnet sie mit 59 Euro, abgerechnet wird im 15-Minuten-Rhythmus. "Danach dauert jeder Termin in etwa eine Stunde." Je nach den Wünschen der Kunden.

Der Obermeister der Friseur-Innung Hamburg, Birger Kentzler, der selbst zu den Anhängern des klassischen Friseurhandwerks gehört, freut sich über das Interesse an Enghusens Salon. "Heute ist der chemische Anteil auch im klassischen Friseurhandwerk immer geringer", sagt er. "Dennoch, jeder, der in unserem Beruf mit neuen Konzepten Erfolg hat, hat Unterstützung verdient. Und wenn die Kunden den Salon zufrieden verlassen, ist das eine tolle Sache für unsere Branche." Gerade im Friseurhandwerk hänge der Erfolg entscheidend von dem persönlichen Kontakt ab, von Sympathien und dem Vertrauen. "Und das scheint Frau Enghusen zu gelingen."