Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Der Rahmen ließ Böses erahnen. Euphorie wie lange nicht auf den voll besetzten Rängen am Millerntor, der Start mit sieben Punkten aus drei Partien gelungen wie in der Aufstiegssaison 2009/2010. Möglichkeiten, um sich nach dem 3:1-Sieg gegen Alemannia Aachen die Sinne vernebeln zu lassen, gab es am Freitagabend einige.

Doch bei aller Erleichterung über die Wiedergutmachung nach dem Pokalaus und der Freude über einen gelungenen Auftakt, behielten sie beim FC St. Pauli den Blick für Wesentliches. Rechtsaußen Fin Bartels sprach von Ping-Pong-Fußball, Sportchef Helmut Schulte ordnete den Erfolg als glücklich ein, und André Schuberts Analyse beinhaltete eine Mängelliste mit Anhang. Ein angenehmer und in der ergebnisorientierten Branche seltener Realismus. Von dem schnellen, kombinationsstarken Offensivfußball, der Schubert vorschwebt, sind seine Spieler noch weit entfernt. Tatsächlich wird der Ball bislang nur im übertragenen Sinne flach gehalten. Zudem ist die Leistungsdichte im Kader zwar hoch, die Personaldecke aber schmal und dünn. Was bislang auch für die Leistungen Charles Takyis galt, der das bedingungslose Vertrauen seines Trainers stark strapaziert.

Es wartet weiter viel Arbeit, wenngleich diese - und das ist das große Plus der sieben Punkte - nach dem bisherigen Ertrag leichter fallen dürfte. Wer allein die Parallele zur Aufstiegssaison als Grundlage für erste Bundesligahochrechnungen nimmt, dessen Theorie wird nun einem harten Praxistest unterzogen. 2009 wurden die Spiele vier und fünf gewonnen. Freitag geht es nach Bochum, zehn Tage darauf kommt Duisburg.