Wir haben ja beschlossen, unseren Resturlaub hier in Norddeutschland zu verbringen. Okay, so weit, so gut. Wie bewegen wir uns aber fort? Am liebsten würden wir fliegen. Geht aber leider nicht, es herrscht der Fluglotsenstreik. Das wäre gar nicht so schlimm. Schlimmer ist, dass es die Flugverbindung Hamburg-Plön gar nicht gibt. Wie ärgerlich. Also fahren wir los mit dem Auto. Packen, losfahren, anhalten.

Wir stehen im Stau. Da wir nicht allein sind, teilen wir das Schicksal. Um in den Stau zu kommen, mussten wir vorher tanken. Als die Zapfsäule 80 Euro anzeigte, habe ich den "flüssiges Gold speienden Spritrüssel" schnell in seiner Tätigkeit unterbrochen. Voll war der Tank da noch nicht. Wir hätten doch fliegen sollen. Vielleicht gibt es ja den Flug Hamburg-Schleswig.

Was soll's, wir stehen also im Stau. Vorausschauend haben wir eine gut gefüllte Kühltasche und eine Heizdecke mit Zigarettenanzünder-Anschlusskabel an Bord. Wir spielen "ich sehe was, was du nicht siehst", und müssen vorläufig keinen Verkehrsfunk hören. Auch mal ganz schön. Was soll ich auch mit einer baustellenbedingten Fahrspurverengung in Bad Zwischenahn. Wir sind auf der A 7.

Ich will die Zwangspause zum Telefonieren nutzen, aber der Akku ist leer. Aufladen geht jetzt nicht, im Zigarettenanzünder steckt die Heizdecke, und die gibt meine Freundin nicht her. Schließlich muss man im Jahre 2011 nicht auch noch frieren, meint sie. Warum haben wir überhaupt einen Zigarettenanzünder? Wir sind doch beide Nichtraucher!

Es ist eine 12-Volt-Autosteckdose, werde ich aufgeklärt. Für so etwas hat man eben nur im Stau Zeit.

Endlich, es geht voran. Mit Tempo 40. Man lernt mit der Zeit, auch auf der Autobahn bescheiden zu werden. Wir sind immer noch in unserer "Euro-Rettungsaktion" unterwegs. Diesmal geht es in Richtung Norden an die Schlei zum Gold schürfen. Das lohnt sich im Moment. Wir hoffen auf dicke Nuggets. Aber ist der Euro überhaupt noch zu retten? Unser Bürgermeister geht da mit gutem Beispiel voran. Er ist zwar in den Miesen, macht aber keine Schulden mehr. Auf seinen Deckel kann man wohl auch nichts mehr anschreiben. Doch auf die Quittung darf man dennoch gespannt sein.

Derweil droht in Hamburg neues Unheil: Eine weitere Bürgerinitiative hat sich formiert. Und zwar zur Rettung und Erhaltung der "Alster-Meerjungfrau"! Die Mitglieder sind, genau wie das besagte Objekt, blond. Vereint sind alle auf der Suche nach Sponsoren. Im Visier sind nicht nur die Wasserwerke, die Palette potenzieller Unterstützer reicht von Shampoo-Herstellern bis zur katholischen Kirche. Die sind aber wiederum nicht am "Meer" interessiert, sondern nur an dem "Rest".

Und sonst so? Ach ja, stolpern Sie nicht über den spitzen Stein, vermeiden Sie Treppenstürze und lehnen Sie sich auch nicht zu weit aus dem Fenster. Üben Sie hingegen den Müßiggang, legen Sie sich auf die faule Haut und lassen Sie das Alter ganz langsam auf sich wirken. Dann nennt man Sie einen Genießer, und Sie haben einfach mehr vom Leben. Verbliebene Politiker der F.D.P., (Röslers Drei-Prozent-Rampe), wissen das. Na bitte, geht doch.

PS: Wenn Sie den Anschluss oder den Überblick verloren haben sollten, wenden Sie sich doch einfach an: www.abendblatt.de/loenicker . Da werden Sie geholfen.

Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag im Lokalteil des Hamburger Abendblatts.