Amt ordnet Auszug der Mitarbeiter aus dem maroden Gebäude in der City Nord an. Die Stadt sperrt das Gebäude wegen Sicherheitsmängeln.

Winterhude. Die ehemalige Oberpostdirektion in der City Nord gleicht schon lange einem Geisterhaus. Totenstille in der Eingangshalle, die Flure dunkel. Nur noch ein Viertel des 35.000 Quadratmeter großen Gebäudes wird von der Post genutzt. Sie hatte das Gebäude bereits 2005 verkauft, die Mehrheit der Mitarbeiter zog in andere Niederlassungen. Ab Montag müssen die letzten gehen. Die Stadt sperrt das Gebäude wegen Sicherheitsmängeln.

"Uns bleibt nichts anderes übrig, als das Gebäude zu verlassen"; sagt Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt. "Gefahr im Verzug" heißt die Begründung für diese Maßnahme im Amtsdeutsch. "Besonders der Brandschutz ist bei dem 1977 erbauten Gebäude nicht mehr gewährleistet", sagt Katja Glahn, Sprecherin des zuständigen Bezirksamtes Hamburg-Nord. "Wir hatten keine andere Wahl." Die Wandhydranten seien defekt, die Ersatzstromversorgung funktioniere nicht mehr. Zudem haben sich die Sicherheitsanforderungen für Bürogebäude mittlerweile verändert. Die Modernisierung jedoch wurde in der alten Oberpostdirektion versäumt.

Zwar forderte die Behörde den Eigentümer wiederholt dazu auf, die stetig wachsenden Mängel zu beheben. Doch habe dieser nicht darauf reagiert, sagt Katja Glahn. Der Eigentümer, das ist die "Benino Investments Limited & Co. Objekt Überseering KG".

"Uns bleibt nichts anderes übrig, als das Gebäude zu verlassen", Jens-Uwe Hogardt, Post-Sprecher

Geführt wird die Firma von Eli Gabso, 32, einem gebürtigen Israeli, der in London wohnt. Er fliegt, wie er sagt, regelmäßig nach Hamburg, um sich persönlich über den Zustand des Objektes zu informieren. Gabso bestreitet vehement, den Aufforderungen der Stadt nicht nachgekommen zu sein. Ganz im Gegenteil dazu habe er "große Pläne" mit der Postpyramide gehabt.

Eine Hälfte des Hauses wollte er zu einem Hotel umbauen. Die andere Hälfte sollte nach wie vor Bürofläche bleiben. Um diese Idee zu verwirklichen, hatte er bereits ein deutsches Unternehmen als Kooperationspartner gewonnen. Das Projekt scheiterte jedoch im Jahr 2007. Nach zwei Jahren des Planens und Verhandelns stieg die hiesige Partnerfirma aus wirtschaftlichen Gründen aus.

Da das mittlerweile lange her ist, stellt sich die Frage, wieso Gabso die vergangenen vier Jahre nicht nutzte, um die Sicherheitsmängel zu beseitigen. "Ich wollte wissen, wohin die Reise mit dem Gebäude geht", verteidigt er sich. Erst mit der Aussicht auf neue Mieter wollte er mit der Renovierung und damit der Instandsetzung des Bürokomplexes beginnen. Da die erhofften Interessenten ausblieben, kam das Vorhaben ins Stocken. Die Mängel wurden gravierender, die Stadt musste handeln. Am 11. Juli verfügte die Behörde, das Gebäude zu schließen, sollten die Missstände nicht innerhalb eines Monats behoben sein. Seitdem hat sich nichts getan.

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Die Deutsche Post nimmt den erzwungenen Auszug zähneknirschend hin. "Es ist jedoch sowohl planerisch als auch logistisch ein großer Aufwand", sagt Sprecher Hogardt. Die Mitarbeiter müssen auf andere Filialen verteilt, Umzugspläne erstellt, Kartons gepackt werden. 1500 Stück befüllten die Angestellten in wenigen Tagen. Eine Prognose, ob die Mitarbeiter nach der Sanierung in das Gebäude zurückkehren können, gebe es nicht, so Hogardt. Ob die Post ihren Vermieter auf Schadensersatz verklagt, ist noch nicht geklärt.

Für die Angestellten kam die Nachricht vom Umzug ziemlich überraschend. "Mitte Juli gab es die ersten Gerüchte", sagt eine Mitarbeiterin. Ende des Monats folgte dann die offizielle Information. "Plötzlich ging alles sehr schnell. In der vergangenen Woche herrschte bei uns das reinste Chaos", so die Angestellte weiter. "Wie aufgescheuchte Hühner sind wir herumgelaufen - neben der Arbeit mussten wir mehr als 1000 Umzugskartons packen."

Auch über die neuen Bürostandorte sind nicht alle Mitarbeiter glücklich. "Die Ersatzfiliale in Elmshorn ist zum Beispiel ohne Auto nicht zu erreichen. Eine unserer Abteilungen zieht in eine Etage des DHL-Frachtzentrums in Allermöhe. Die war vor einer Woche noch unbewohnbar. Die Kollegen sind gespannt, was sie am Montag erwartet." (abendblatt.de)