Die Plakatreihe der Hamburger Fotografin Alexa Seewald ist zum CSD an der Alster zu sehen

Zwei gestiefelte Mädchen in Minis - Arm in Arm. Zwei ältere Herren im dunklen Anzug, die sich an den Händen fassen. Die Motive sind nicht spektakulär, aber sie berühren. Weil sie alltäglich wirken und einem doch so selten im Alltag begegnen. Es ist ein Spiel mit Klischees und gegen Klischees, die häufig mit Homosexualität verbunden sind. "Ich wollte zeigen, dass schwule Männer nicht immer feminin sind und lesbische Frauen nicht gleich hässlich", sagt Alexa Seewald. Für ihre Ausstellung "Andersrum" fotografierte sie innerhalb eines Jahres rund 2000 Menschen. 100 dieser lebensgroßen Porträts sind an diesem Wochenende am Jungfernstieg auf XXL-Postern zu sehen.

Das Datum ist nicht zufällig gewählt: "Out ist in" ist das diesjährige Motto des Christopher Street Days. Wenn die CSD-Parade am heutigen Sonnabend durch Hamburgs Innenstadt zieht, dann kommt die Partygemeinde auch an den auffälligen Fotoplakaten von Alexa Seewald vorbei. Die Werke der 27-Jährigen, die lauter Rückenansichten zeigen, zieren eine Strecke von 140 Metern am Jungfernstieg entlang bis zum Ballindamm. "Alle meine Modelle stehen mit dem Rücken zum Betrachter, sie blicken auf die Alster oder das Geschehen auf der Straße." Eben andersrum.

Dass es Vorurteile gegenüber Homosexuellen gibt, weiß die Fotografin aus eigener Erfahrung: "In meinem Freundeskreis trauen sich einige Männer nicht, Aperol-Sprizz zu bestellen - aus Angst, das könne schwul wirken." Lesbische Freundinnen müssten sich als vermeintliches Kompliment anhören, ja zum Glück nicht lesbisch auszusehen. Zwar sei die Situation für Homosexuelle in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern fortschrittlich, wo sich der Christopher Street Day von einer rein politischen Veranstaltung zu einer Party für jedermann entwickelt habe. Dennoch gebe es nach wie vor Probleme bei der Gleichstellung, sagt Alexa Seewald. Mit ihren Bildern will sie ein Zeichen gegen Diskriminierung und Homophobie setzen. "Natürlich gibt es Homosexuelle, die den Klischees entsprechen. Aber da gibt es auch viel dazwischen." Dieses Dazwischen will Seewald mit ihrer Kamera einfangen.

Die Idee zur Ausstellung hatte die Diplom-Designerin, die 2010 ihren Abschluss an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg machte, während eines Fotografie-Workshops für den Verein "Lesben-Frühling". Ihre Modelle fand sie bei Veranstaltungen wie dem Regenbogen-Familientag, dem Frauen-Festival L-Beach am Weißenhäuser Strand und sogenannten Szenepartys. Aber sie sprach auch Menschen einfach auf der Straße an. "Ich wollte möglichst viele Menschen dabeihaben, die sich in Alter, Geschlecht, sozialer Zugehörigkeit und sexueller Orientierung unterscheiden." Einige ihrer Modelle werden sich an diesem Wochenende zwei Meter groß am Jungfernstieg wiederfinden.