Hundehalter warnen vor in Schinken eingewickelten Rasierklingen und Fleischbällchen mit Nervengift in Hamburg - doch es ist nur ein Gerücht.

Hamburg. Viele Hundebesitzer bewachen ihren Rex, Waldi und Bello derzeit besonders aufmerksam. Denn im Internet ist in letzter Zeit häufig diese Warnung zu lesen: "Aktuell befinden sich Giftköder im Hamburger Alstertal, am Bredenbeker Teich, am Bahrenfelder See und am Hegen." Konkret sollen Hundehasser in Parmaschinken eingewickelte Rasierklingen und Fleischbällchen mit Nervengift ausgelegt haben. "Mehrere Hunde sind an den Folgen schon gestorben", heißt es weiter.

Die Polizei hat allerdings keine Informationen darüber, dass ein Hundefeind vergiftete Leckerlis auslegt. "Davon ist uns nichts bekannt. Es handelt sich vermutlich um ein Gerücht", sagt Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Anzeigen liegen bei der Polizei nicht vor. Auch den Tierärzten und -kliniken in den genannten Gebieten sind keine derartigen Vorfälle bekannt. "Man hört zwar im Wartezimmer immer wieder mal von solchen Geschichten, aber entsprechende Patienten gab es in letzter Zeit nicht", sagt eine Sprechstundenhilfe, die ihren Namen nicht verraten will. "Wir hatten vor etwa zwei Monaten einen Fall, wo ein Tier vergiftet wurde", sagt Mandy Hoffmann vom Tierbestatter Im Rosengarten. Eine auffällige Zunahme gebe es aber nicht.

Vieles deutet auf ein Gerücht hin, das vielleicht einen wahren Kern hat, der dann aber stark ausgeschmückt und verfälscht wurde. "Die Sache mit dem teuren Parmaschinken etwa klingt nach einer Übertreibung", sagt Bernd Harder, der ein Buch über moderne Sagen geschrieben hat. Ein ähnliches Gerücht habe es im April auch in Mönchengladbach gegeben. Damals konnten keine Giftköder nachgewiesen werden. Gleichzeitig nehmen viele Hundehalter solche Meldungen sehr ernst. Auf der Internetseite www.giftkoeder-alarm.de tauschen sie deutschlandweit Warnungen aus. Auch unter der Rubrik "Hamburg" werden einige Tatorte genannt. "Gerüchte sind immer ein Spiegel von Gefühlen und Ängsten", sagt Harder dazu. In diesem Fall vor einer hundeunfreundlichen Gesellschaft. Bei der Verbreitung spielt auch der Warnende selbst eine Rolle. "Dieser hat davon selbst einen Nutzen, da durch ihn ja Tiere gerettet werden sollen und er für den anderen wichtig ist."