Ein Kommentar von Peter Wenig

Die erste Rekordmarke ist schon vor dem heutigen Bundesliga-Start gefallen. Über 480 000 Dauerkarten haben die 18 Profiklubs abgesetzt - so viele wie noch nie. Nichts scheint den Fußball-Boom bremsen zu können. Selbst der HSV, in der vergangenen Saison erneut enttäuschend, setzte 31 000 Abos für die kommende Spielzeit ab.

Es ist paradox, dass die größte Gefahr für die Boom-Liga ausgerechnet von den Rängen droht. Schon in der vergangenen Spielzeit sorgten massive Ausschreitungen für Schlagzeilen - etwa als Hooligans der Frankfurter Eintracht ihre eigenen Spieler im Abstiegskampf jagten und sich dann auch noch zum "Randale-Meister" erklärten. Am vergangenen Pokal-Wochenende stürmten Randalierer des Fünftliga-Klubs BFC Dynamo Berlin den Gästeblock der Fans des 1. FC Kaiserslautern und sorgten für Ausschreitungen mit 18 Verletzten.

Um die Auswirkungen von Fan-Krawallen zu erahnen, reicht ein Blick über die Alpen. Die schweren Ausschreitungen in Italien, die 2007 sogar einen Polizisten das Leben kosteten, führten zu einem massiven Rückgang der Zuschauerzahlen. Wird der Stadionbesuch zum Risiko, werden auch hierzulande viele Fans daheimbleiben.

Die Klubs stehen daher vor einem heiklen Balanceakt zwischen einer klaren Sanktionsstrategie gegenüber gewaltbereiten Fans und dem notwendigen Dialog mit der Ultra-Szene, die die steigende Kommerzialisierung nicht weiter hinnehmen will. Dieser Balanceakt ist die größte Herausforderung der kommenden Saison. Geht er schief, droht der Absturz. Und schöne Rekordzahlen sind Geschichte.