Eine Glosse von Armgard Seegers

Ach, wofür Kunst alles herhalten muss! Für eine Alster-Plastikbadenixe, die aussieht, als käme sie aus dem Beate-Uhse-Versandhandel - mit verhangenem Blick und angezogenen Knien. Oder für einen Sommerhit, "Mr. Saxobeat", den Alexandra Stan im dazugehörigen Video mit Schmollmund und in Klamotten vorträgt, die geradewegs aus dem S/M-Fetischladen zu stammen scheinen.

Nein, Kunst ist das nicht. Aber wo sollen die Stadtgestalter und Schlagerfuzzis auch ihre Inspiration hernehmen, wenn selbst "richtigen" Künstlerinnen, also renommierten Schauspielerinnen und Sängerinnen, nur noch künstlerisches Potenzial zugestanden wird, wenn sie möglichst sexy aussehen? Nicht die Stimme zählt oder die Fähigkeiten - dick ist gefragt bei Haar, Lippen, Brüsten, Hintern. Dünn beim restlichen Körper - sofern da überhaupt noch jemand hinguckt. Frauen in Musikvideos oder Blockbuster-Filmen wird offenbar nur noch in Strapsen eine Existenzberechtigung zugestanden. Wenn sie aussehen, als sei ihre Lieblingsbeschäftigung "Ruf mich an!" zu hauchen oder sich im Bikini auf der Motorhaube räkeln. Sollen das Vorbilder sein, Träume? Dafür sind Film und Musik schließlich auch da. Nur leider wirken diese "Traumfrauen", als hätte sie jemand erfunden, frei nach dem F.-W.-Bernstein-Spruch: "Vielen ist als Sitz der Lust/ nur die Brieftasche bewusst". Frauen als käufliche "bitches", darauf haben wir jetzt echt keine Lust mehr.