Kinder forschen im Projekt “Geschichtsdetektive“ in Eimsbüttel

Eimsbüttel. "Warum sind die Häuser so hoch?", "Gab es hier Krieg?", "War der Spielplatz immer hier?" Die Kinder aus der Lenzsiedlung an der Julius-Vosseler-Straße haben viele Fragen. In dem Projekt "Geschichtsdetektive" haben sie Antworten bekommen. Mehr noch: Sie haben gelernt, dass Geschichte spannend ist. Erfahren, dass ihr Zuhause eine Vergangenheit hat, deren Entdeckung lohnt.

Ihre Heimat ist die Lenzsiedlung im Bezirk Eimsbüttel, die in den 70er- und 80er-Jahren gebaut wurde. 3000 Menschen leben in der "Hochhäuser-Stadt". Zwischen Beton und Klingelschildern begaben sich die Kinder auf Spurensuche. Sie haben Mieter gesprochen, sich alte Fotos angeguckt und alte Zeitungsartikel durchstöbert.

Organisiert und teilweise finanziert wurde das Projekt von der Galerie Morgenland/Geschichtswerkstatt Eimsbüttel. Susanne Lohmeyer ist seit 2003 Vorsitzende der Eimsbütteler Institution. Mit Anfang 20 ist die heute 63-Jährige zum Studium nach Hamburg gekommen. In einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Geschichte Eimsbüttels beschäftigte, fand sie Gleichgesinnte. 1983 organisierte die Gemeinschaft die erste Ausstellung in der Galerie Morgenland. "Die Resonanz im Stadtteil war enorm", so Lohmeyer. Fortan fanden regelmäßige Treffen statt. "Wir führten Interviews mit Zeitzeugen, andere brachten uns Fotos oder Dokumente mit."

So entstand die Geschichtswerkstatt, die heute vom Verein Morgenland und vom Bezirk Eimsbüttel getragen wird. Die Gruppe organisiert Stadtteilrundgänge, Ausstellungen, Projekte, veröffentlicht Publikationen. Über die Jahre ist ein Archiv entstanden, das allen Interessierten zur Verfügung steht. Zu den Themen gehören unter anderem die jüdische Vergangenheit im Viertel, das Leben der Jugendlichen während des Zweiten Weltkrieges und die Sozialgeschichte des Bauens und Wohnens.

Bis Oktober finden zudem Veranstaltungen zum Thema "Geschichte und Geschichten von Migranten in Hamburg" statt. Frauke Steinhäuser hat das Projekt konzipiert und betreut. "Es ist wichtig, Migration und Geschichte zusammenzubringen", sagt die 50-Jährige. "Gemeinsam die Vergangenheit zu verstehen schafft Zusammenhalt." Auch Susanne Lohmeyer betont die Bedeutung des Projekts: "Überwiegend sind es ältere Leute, die sich für Geschichte interessieren. Dabei ist das Thema auch für die Kleinen spannend, wenn sie begreifen, dass das, was gestern war, auch mit ihrem Alltag zu tun hat." Juliane Kmieciak

Galerie Morgenland/Geschichtswerkstatt Eimsbüttel, Sillemstraße 79, Telefon 490 46 22, Öffnungszeiten: Di und Mi 13 bis 18 Uhr.

Die Veranstaltung der "Geschichtsdetektive" findet am 15. September, 19.30 Uhr, statt. Eintritt: frei.