“Die Badende“, das Kunstwerk in der Binnenalster, sollte bereits schwimmen. Tut sie aber nicht. Initiator bestreitet Probleme bei Installation.

Hamburg. Ein bisschen Schadenfreude konnte sich Markus Schreiber gestern Nachmittag dann doch nicht verkneifen. "Die Nixe scheint nicht so recht schwimmen zu wollen", sagte der Bezirksamtschef von Mitte über das Kunstprojekt, das auf der Binnenalster installiert werden sollte. Um sich ein Bild von der vier Meter hohen und 30 Meter langen Styropor-Dame zu machen, schaute er persönlich vorbei, als das Werk zu Wasser gelassen werden sollte. "Das funktioniert wohl alles nicht so, wie es sollte."

Der SPD-Politiker ist ein Gegner des Kunstprojekts "Die Badende", das zehn Tage lang in der Binnenalster schwimmen soll. Der Bezirk hatte die Genehmigungen dafür nicht erteilt. "Das ist ein Kunstprojekt, hinter dem sich eine Werbekampagne versteckt. Warum sollten wir das unterstützen?", sagt Schreiber. Die Initiatoren wollten nach Angaben von Schreiber die Nixe eigentlich mit einem Kran über die Lombardsbrücke ins Wasser lassen. "Wir sind aber der Meinung, dass der Blick von dort auf das Rathaus einer der schönsten der Stadt ist und nicht verstellt werden sollte", so Schreiber.

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Senatskanzlei und Kulturbehörde sahen das anders als der Bezirk Mitte und erlaubten das Kunstprojekt auf dem Wasser. "Wir sind für die Alster und ihre Nebengewässer zuständig", sagte der Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Volker Dumann. "Und wir fanden die Idee frech und witzig." Zumal eine direkte Werbung nicht erkennbar sei. "Das zuständige Fachamt hat zudem befunden, dass die Badende auch als Hinweis auf das saubere Alsterwasser gelten könnte. Und das passt im Jahr der Umwelthauptstadt gut."

Mindestens 250 Euro Verwaltungsgebühr müssen die Initiatoren um Werbeprofi Oliver Voss an die Stadt zahlen. "Die genaue Summe werden wir erst benennen können, wenn die Installation endgültig steht und abgenommen wurde", so Dumann. Kosten wie etwa eine Liege- oder Nutzungsgebühr entstünden nicht, weil die Nixe als Kunst eingestuft worden sei. "Die Badende" ist eine Kreation von Oliver Voss, dem früheren Jung-von-Matt-Vorstand und Präsidenten der Miami Ad School Hamburg.

Das Projekt finanziere eine englische Kosmetikmarke, die kürzlich von einer großen Parfümeriekette in Hamburg eingeführt wurde. Der Erfinder und kreative Kopf hinter der "Badenden" dementierte gestern die Gerüchte, seine Nixe könne sich nicht über Wasser halten: "Wir arbeiten sehr gründlich und wollen, dass alles perfekt ist. Deswegen dauert es länger als geplant, die Nixe in die Alster zu lassen", sagte Oliver Voss. Fakt ist: Bis Montagabend konnte die Installation nicht erfolgreich abgeschlossen werden.

Das Projekt wird so kontrovers diskutiert, weil die Nutzung und die Bebauung rund um die Alster genau geregelt sind. Die mehrfach überarbeitete Binnenalster-Verordnung von 1949 schreibt vor, wie Gebäude aussehen dürfen. So ist die Farbe der Häuser ebenso vorgegeben wie die Konstruktion der Dächer oder die Farbe der Fenster. Zudem dürfen Motorschiffe die Alster nur mit Einzelerlaubnis befahren. Und es ist verboten, Werbung auf Schiffen, die auf der Alster fahren, anzubringen.

Immer wieder gibt es Anfragen für Sondernutzungen der Wasserfläche. So zierte 2006 ein Kupferdrache die Alster. Das Kunstwerk war das Symbol der Veranstaltungsreihe China Time. Bezirksamtschef Schreiber erinnert sich zudem an eine Anfrage von Lotto, zu dessen 50. Jubiläum Kugeln auf die Alster zu bringen. "Natürlich gibt es auch immer wieder den Wunsch, Inseln mit Restaurants entstehen zu lassen", sagt er. Bisher sei dies jedoch nur einmal vom Senat - gegen den Willen des Bezirks - zur Fußball-WM 2006 genehmigt worden.

Unbestreitbar ist, dass der erste Tag der "Badenden" nicht so erfolgreich war, wie sich Werbefachmann Voss das erhofft hatte. Den Spaziergängern war das Kunstobjekt nicht aufgefallen. Lediglich Carla Adriana Welsch, Eisverkäuferin am Jungfernstieg, hatte den Kopf der Nixe im Wasser gesehen. "Ich habe mich gefragt, was das soll", sagte die 19-Jährige. Begeistert ist sie von dem Projekt nicht: "Kunst hat in der Alster nichts zu suchen." Ähnlich sehen das Lars Bednorz, 34, und Susanne Möhl, 36. Sie sind auf der Durchreise in der Hansestadt und waren froh darüber, dass die Nixe noch nicht auf der Alster schwamm. "Die würde doch hier nur stören", sagen sie. Es gibt allerdings auch positive Stimmen. Der Hamburger Halis Gülender findet die Idee gut: "Das sieht doch bestimmt schön aus."