Der Hamburger Schiffbau steht erneut vor einem entscheidenden Einschnitt. Denn für Blohm + Voss, die größere der beiden noch in der Stadt arbeitenden Werften, wird die Entscheidung über einen neuen Besitzer den künftigen Weg vorgeben. Deshalb muss bei einem Verkauf ein industriepolitisches Konzept vorliegen. Nur ein Investor, der langfristig an dem Unternehmen Interesse hat und nicht mit einem Weiterverkauf von Teilen schnell Geld verdienen will, ist eine gute Lösung - für die Beschäftigten, die Werft und den Standort Hamburg.

Schiffbau, Reparatur und Engineering für Marineschiffe von Blohm + Voss in verschiedene Hände zu legen ist allein wegen der übergreifenden Zusammenarbeit der Beschäftigten schwierig. Auch der mittlerweile abgesprungene Investor Abu Dhabi Mar wollte nicht nur den Yachtbau übernehmen, sondern sich auch am Marinegeschäft von Blohm + Voss Naval zur Hälfte beteiligen. Jetzt, nach einer fast zweijährigen Hängepartie, sollte ThyssenKrupp nicht übereilt verkaufen. Zumal die Werft durch den Bau der vier Fregatten für die Deutsche Marine wieder gut zu tun hat.

Ob die Zukunft von Hamburgs Traditionswerft nur bei Großyachten und Marineschiffen liegen kann oder ob mit dem künftigen Eigentümer über vollkommen neue Wege nachgedacht werden muss, ist offen. Schließlich ist auch der ehemalige Containerschiffbauer Nordseewerke zu einem Unternehmen mutiert, das für den Offshorebereich baut. Wichtig ist vor allem, dass der nächste Investor Aufträge mitbringt. Denn auf sie haben die 1900 Beschäftigten bei Blohm + Voss häufig genug viel zu lange warten müssen.