Der Test in Fuhlsbüttel ist beendet. Das Gerät schlug bei 70 Prozent der Passagiere Alarm, in jedem zehnten Fall wegen “falscher Körperhaltung“.

Fuhlsbüttel. Mehr als 790 000 Fluggäste haben sich auf dem Hamburger Flughafen am zehnmonatigen Körperscanner-Testbetrieb beteiligt und freiwillig durchleuchten lassen. Gestern ist der europaweit beachtete zehnmonatige Test zu Ende gegangen. Eine erste Bilanz der Bundespolizei fällt offenbar ernüchternd aus: In einem internen Schreiben bemängeln die Beamten vor allem die hohe Zahl der Fehlalarme.

Bei mehr als 70 Prozent aller Probanden, heißt es in dem Vermerk an das Innenministerium, hätten die beiden in Hamburg betriebenen sogenannten Nacktscanner Alarm geschlagen, sodass die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Nachkontrollen durchführen mussten. Zugesagte Verbesserungen seien vom Hersteller der Geräte nicht durchgeführt worden.

Insgesamt, so schrieb das Bundespolizeipräsidium am 14. Juli in einem Brief, der den Vermerk "VS - nur für den Dienstgebrauch" trägt, hätten die Körperscanner das Sicherheitsniveau auf dem Hamburger Flughafen deutlich erhöht. Sie seien im Gegensatz zu konventionellen Metalldetektoren in der Lage, "zukünftigen Gefährdungsszenarien wirksam zu begegnen". Das große Problem der Geräte, so heißt es in dem Sachstandsbericht, sei jedoch die große Zahl der falschen Alarme.

Bei mehr als zwei von drei Passagieren, die sich während der Testphase freiwillig in die Körperscanner begeben hatten, schlugen die Geräte an, sodass Nachuntersuchungen notwendig wurden. Die Sicherheitsmitarbeiter mussten so mehr als 555 000 Fluggäste nachuntersuchen, weil die Geräte Hinweise auf gefährliche Gegenstände gegeben hatten. Gefunden wurde freilich in den seltensten Fällen etwas.

Schmuckstücke, Stiefel, Reißverschlüsse, Falten in der Kleidung, mehrere Kleidungsschichten, eine falsche Körperhaltung der Probanden beim Scannen oder zu schnelle Bewegungen: Das sind nach den Beobachtungen der Bundespolizisten die Hauptgründe für die massenhaften falschen Alarmmeldungen. In dem Vermerk heißt es: "Durch eine nicht optimale Körperhaltung beziehungsweise Bewegungen wurden circa zehn Prozent vermeidbare Alarme ausgelöst." Zugesagte Verbesserungen durch den Hersteller L-3 Communications seien nicht ausgeführt worden. Ein weiteres gewichtiges Problem, das in dem Bericht angesprochen wird: Offenbar erkennen die modernen Körperscanner Metall schlechter, als dies bei den althergebrachten Torbogen-Durchgängen der Fall ist. Auch hier gelte es noch nachzubessern. Auch die Zahl der sogenannten Mehrfach-Alarme wird von den Bundespolizisten als deutlich zu hoch empfunden: Bei 35 Prozent der Getesteten traten Meldungen für mehrere Körperstellen gleichzeitig auf. Folge: Die Sicherheitsdienst-Mitarbeiter mussten noch intensiver nachkontrollieren.

Die modernen Scanner arbeiten mit sogenannten Millimeterwellen und sollen auch nicht metallische Gegenstände detektieren - wie zum Beispiel Flüssigsprengstoff oder Messer aus Keramik. Erkennt das Gerät ungewöhnliche Muster, dann erscheint die Stelle, an der sich der vermeintlich verborgene Gegenstand befindet, auf einem Strichmännchen auf dem Bildschirm des jeweiligen Flughafen-Mitarbeiters.

In etwa vier Wochen - nach Auswertung aller Ergebnisse des zehnmonatigen Probelaufs - will Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) die Bilanz des Körperscanner-Feldversuchs bekannt geben. Die Hamburger Erfahrungen werden auch in das derzeit laufende Verordnungsverfahren für den flächendeckenden Betrieb von Körperscannern in Brüssel mit einfließen. Bis dieses Verfahren abgeschlossen ist, so heißt es bei den Bundespolizisten hinter vorgehaltener Hand, scheuten die Herstellerfirmen nötige Verbesserungen an ihren Detektoren, weil die Rechtssicherheit fehle.

In Hamburg sollten die Scanner noch in der Nacht zum Montag abgebaut werden. "Die neue Technologie hat bei den Passagieren eine hohe Akzeptanz gefunden", teilte das Bundesinnenministerium mit.