Ein Kommentar von Sven Stillich

Gestern den Fernseher eingeschaltet. Werbung läuft. Kinder singen zu Gitarre. Dann: Ein Panzer kommt ins Bild. Dazu ein Text: "Auf jeden produzierten Panzer ..." Schnitt. Teddys auf einem Fließband sind zu sehen. "... kommen 131 000 produzierte Kuscheltiere." Schnitt. Wieder singen Kinder. Schnitt. Eine Rakete startet. "Während ein Wissenschaftler eine neue Waffe entwickelt ..." Schnitt. "... backen eine Mio. Mütter einen Schokoladenkuchen." So geht das weiter: "Auf der Welt wird mehr Monopoly-Geld gedruckt als Dollar." "Es gibt mehr lustige Videos im Internet als schlechte Nachrichten auf der Welt." Dann: "Es gibt viele Gründe, an eine bessere Welt zu glauben. 125 Jahre Lebensfreude. Coca Cola."

Selten so eine widerliche Werbung gesehen. Nicht nur wegen des "Dann ist ja alles gut"-Tons, oder weil einem sofort die Fernsehbilder in den Kopf schießen, auf denen Cola-Trucks amerikanische Soldaten mit Brause beliefern - sondern weil diese Werbung so unglaublich anmaßend und entlarvend ist in ihrem Versuch, der Marke etwas Relevantes zu verleihen. Selbst der Unbedarfteste sollte doch den Bruch erkennen: Die Kinder, die irgendwo auf der Welt von einem dieser von uns gebauten Panzer beschossen werden, sind nicht diejenigen, die Kuscheltiere und Schokoladenkuchen in den Händen halten. Das sind unsere. "Lebensfreude" à la Coca Cola bedeutet: Unsere Welt ist gut, wir haben ja alles (und dazu Cola), und im Rest der Welt werden sie Cola haben, wenn erst einmal die Waffen schweigen. Fernseher aus.