Vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen Greuther Fürth stellen sich ein ehemaliger und ein neuer Spieler des Eimsbütteler TV zum Interview.

Hamburg. Am Sonntag (14.30 Uhr/Sky) trifft der ETV im DFB-Pokal auf die SpVgg Greuther Fürth. Im Abendblatt-Interview trifft Andre Friebe, 22, einer der aus dem Verein ausgetretenen Gewinner des Oddset-Pokals, auf Matthias Rosmanith, 30, der im Juli aus Freiburg gekommen ist und im Stadion Hoheluft dabei sein wird.

Hamburger Abendblatt: Welche Gefühle löst der Gedanke an Sonntag bei Ihnen aus?

Rosmanith: Ich freue mich auf den Tag. Und habe gleichzeitig riesigen Respekt.

Friebe: Traurigkeit und Wut drücken meine Gefühle wohl am besten aus.

Wie würden Sie Ihrem Nachfolger seinen neuen Verein beschreiben, Herr Friebe?

Friebe: Als nicht fußballfreundlich. Ich habe nie erlebt, dass der Fußball irgendwie unterstützt wurde. Wir haben uns alles selbst erarbeitet. Wir haben mit der gesamten Mannschaft die Kabinen neu gestrichen und Farbe und Rollen aus der Mannschaftskasse bezahlt. Der Verein fand das gut, aber wie es zustande kam, war egal.

Was denken Sie, wenn Sie das hören?

Rosmanith: Wir hatten in Freiburg sogar Arbeitstage für den Verein, an denen das Gelände in Schuss gehalten wurde. Es steht mir aber nicht zu, mich dazu zu äußern, wie es hier gelaufen ist.

Friebe: Man muss vielleicht wissen, dass wir in den letzten vier Jahren von der Kreisliga in die Bezirksliga aufgestiegen sind, als zweite Mannschaft den Pokal gewonnen haben, dann in die Landesliga aufgestiegen sind und vorletztes Jahr um den Oberliga-Aufstieg mitgespielt haben. Und dann gewinnen wir den Oddset-Pokal. Vom Verein kam trotzdem nie etwas. Trikots, Trainingsanzüge, wir mussten alles selbst finanzieren. Jede Kreisligamannschaft bekommt Trikots! Im Endeffekt gab es nur einen Arschtritt vom Verein. Statt Aufwandsentschädigungen zu bekommen, haben wir Beiträge bezahlt, was in Hamburg allerhöchstens in der Kreisklasse vorkommt. Es gab Spieler, die auf dem Weg zum Training beim Schwarzfahren erwischt wurden, weil sie kein Geld für eine Fahrkarte hatten. Wir wollten so nicht weitermachen. Irgendwann reicht es eben.

Können Sie verstehen, dass Ihr Kollege sich die Chance auf ein DFB-Pokal-Spiel entgehen lässt?

Rosmanith: Wenn ich das höre, kann ich es ein Stück weit nachvollziehen. Für die Jungs ist es sicher ärgerlich, und es tut mir auch leid, aber ich möchte das nicht beurteilen.

Hätten Sie sich auch ohne DFB-Pokalspiel für den ETV entschieden?

Rosmanith:Ich habe einen Verein gesucht, der nah bei meiner Wohnung ist, und gesehen, dass der ETV Spieler sucht. Also habe ich mich einfach per E-Mail beworben und vorgespielt.

Hat sie das Chaos nicht abgeschreckt?

Rosmanith: Nein, eher im Gegenteil. Die Aufgabe, als einer der wenigen erfahrenen Spieler eine junge Mannschaft mitzuführen, reizt mich.

Ist beim ETV die Prämienfrage für eine eventuelle Pokal-Sensation geregelt?

Rosmanith: Es ist wohl ein bisschen vermessen, darüber zu spekulieren. Es würde vermutlich etwas in die Mannschaftskasse geben. Es gibt aber keine Vereinbarung.

Hat die alte Mannschaft bereits die zugesicherte Prämie von 22 000 Euro ausgezahlt bekommen, Herr Friebe?

Friebe: Nein, noch nicht. Ich glaube auch nicht daran, dass wir sie bekommen. Das ist aber nur ein Gefühl.

50 Prozent der Prämie sollten in einen Kunstrasenplatz investiert werden. Warum wurde das abgelehnt? Sie hätten doch auch davon profitiert.

Friebe: Das war ein von der Fußballabteilung unabhängig geplantes Projekt. Wir haben einen Spendenlauf veranstaltet und etwas dazuverdient. Das Geld aus dem Pokal war nicht vorgesehen, wurde im Nachhinein aber dafür veranschlagt. Das verstehe ich nicht.

War die Mannschaft nicht zu fordernd?

Friebe: Ich kenne das Beispiel von Victoria aus dem vergangenen Jahr, wo jeder Spieler 1000 Euro bekommen haben soll. Aber die Vicky-Spieler haben jeden Monat eine Aufwandsentschädigung bekommen. Alles, was wir über die Prämie hinaus gefordert haben, war als Aufwandsentschädigung für die neue Saison gedacht.

Verdienen Sie etwas, Herr Rosmanith?

Rosmanith: Nein, gar nichts.

Die Vorbereitungsspiele verliefen nicht gerade positiv. Haben Sie Angst vor einer historischen Pokalpleite?

Rosmanith: Nein. Es spielen fast nur junge Kerle in der Mannschaft, und ich glaube, man würde uns verzeihen.

Ihr Wunschergebnis fürs Pokalspiel?

Rosmanith: Einstellig.

Friebe: Ich wünsche dem ETV eine richtige Klatsche, damit der Verein merkt, was er angerichtet hat.

Der aktuelle ETV-Kader für das DFB-Pokalspiel:

Torhüter

1 Jonas Struckmann 18.03.1993

18 Robin Geist 01.07.1993

Abwehr

3 Ferhat Cetin 25.11.1993

5 Gunnar Hitscher 10.07.1988

8 Thomas Hanstein 05.07.1993

20 Jan Novotny 20.04.1993

Mittelfeld

6 Saikou Ceesay 27.03.1993

7 Michae Manskew 30.06.1990

9 Denis Kovacevic 02.04.1993

11 Fabio Wenzing 17.06.1993

12 Leroy Barkow 20.09.1992

15 Matthias Rosmanith 17.09.1980

17 Sascha Bartold 11.08.1993

21 Simon-Reza Yücel 16.02.1993

Stürmer

2 Bünyamin Kilic 30.09.1993

19 FatihUmurhan 28.10.1992

14 Ahmed Osmanov 29.07.1992

26 Alexander Horn 07.08.1989

Trainer: Harald Wenzing, Co-Trainer: Richard Wenzing und Bernhard Schwarz