Das Institut gewinnt mehr als 70.000 neue Kunden für das Girokonto im ersten Halbjahr. Fürs Gesamtjahr wird ein Rekordergebnis angestrebt.

Hamburg. Die Quickborner Direktbank Comdirect bleibt auf Wachstumskurs. Innerhalb eines halben Jahres hat sie 71.000 neue Kunden für das Ankerprodukt kostenloses Girokonto gewonnen. 54 000 Kunden eröffneten in den ersten sechs Monaten ein Tagesgeldkonto, das mit zwei Prozent verzinst wird. Das Gehaltskonto ist besonders wichtig, denn wenn der Kunde sein Girokonto bei dem Geldinstitut hat, nutzt er bald auch andere Produkte. "Knapp 60 Prozent unserer Kunden haben mindestens zwei Produkte bei uns", sagt Vorstandschef Thorsten Reitmeyer im Gespräch mit dem Abendblatt.

"In diesem Jahr wollen wir noch 30 neue Mitarbeiter einstellen", kündigt Reitmeyer an. Die Bank mit 1130 Mitarbeitern, davon 910 in Quickborn, sucht Entwickler für Anwendungssoftware und Kundenbetreuer im Callcenter. Bei den Kundenbetreuern sind auch Seiteneinsteiger willkommen. "Wichtig ist, dass sie gut kommunizieren können", sagt Reitmeyer. Das Einstiegsgehalt liegt bei knapp 2000 Euro brutto.

Den starken Kundenzuwachs erklärt der Vorstandschef vor allem mit den Produkten und der ständigen Erreichbarkeit einer Direktbank. "Dieses Konzept setzt sich bei immer mehr Kunden durch", sagt er. "Mit kostengünstigen indexorientierten Fonds bieten wir auch Produkte an, die es bei vielen Filialbanken nicht gibt." Zudem müssen Kunden nicht fürchten, ständig mit neuen Finanzprodukten überhäuft zu werden. Die Direktbank setzt darauf, dass die Kunden ihre Anlageentscheidungen selbst treffen. Auf Wunsch gibt es auch eine Honorarberatung. "Doch für Beratung zu bezahlen ist für die Kunden noch gewöhnungsbedürftig", sagt Reitmeyer. Auch die im vergangenen Jahr gestartete Baufinanzierung komme gut an. "Wir vermitteln Kredite von rund 200 Banken und bieten auch eine telefonische Beratung an, in Hamburg auch im direkten Gespräch mit Baufinanzierungsberatern vor Ort", so der Vorstandschef. Von welchen Instituten er seine neuen Kunden abwirbt, will er allerdings nicht verraten. "Sie kommen vom gesamten Markt."

Branchenexperten gehen davon aus, dass vor allem Sparkassen und Volksbanken Kunden an die Direktbanken verlieren. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Direktbankkunden von knapp vier auf mehr als 14 Millionen. Bis zum Jahr 2015 werden weitere fünf Millionen Kunden hinzukommen. "Der Marktführer ING-DiBa und seine nächsten Konkurrenten DKB, Comdirect und Volkswagen Bank werden dabei auch künftig einen Marktanteil von 75 Prozent auf sich vereinen", sagt Oliver Mihm, Vorstandsvorsitzender der Unternehmensberatung Investors Marketing.

In diesem Jahr steuert Comdirect auf ein Rekordergebnis zu. Den bisherigen Rekordgewinn von 90,5 Millionen Euro aus dem Jahr 2007 will die Tochter der Commerzbank übertreffen. Nach sechs Monaten hat die Bank bereits 50,4 Millionen Euro vor Steuern verdient. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 21 Prozent. "Wir sind gut unterwegs", sagt Reitmeyer.

(stp)