Hamburg. Haben Sie Sorgen, Probleme im Alltag? Ralf Nehmzow ist Leserbotschafter des Hamburger Abendblatts, er vermittelt, hilft, engagiert sich für die Interessen der Leser. Immer donnerstags lässt er in seiner Kolumne Leser mit jeweils drei Fällen zu Wort kommen, konfrontiert damit die betroffenen Behörden, Institutionen und Unternehmen. Nicht alle Ärger-Fälle lassen sich lösen, manchmal gibt es nur Erklärungen. Am jeweils letzten Donnerstag dokumentiert er den "Fall des Monats" mit Ergebnis.

Der Fall

Ingrid G., 75, ist Mieterin einer Dreizimmerwohnung der Saga in Steilshoop, die ist 84 Quadratmeter groß. Die Rentnerin ärgert sich, dass plötzlich in ihrer Wohnsiedlung für einen Pkw-Stellplatz bezahlt werden soll. "Seit Mai 1973 wohne ich im Cesar-Klein-Ring, insgesamt gibt es dort in der Wohnanlage 209 Wohnungen. Jede Wohnung hatte zu ihrem Parkplatz drei Schlüssel", schreibt sie dem Leserbotschafter. "38 Jahre lang waren die Stellplätze im Mietpreis enthalten. Jetzt sollen die Mieter jeweils 15 Euro dafür monatlich bezahlen. Die Saga hatte erst 2009 die Wohnungen thermisch saniert und ab 1. Juni 2011 die Wohnungsmiete bei mir um 54 Euro erhöht. Ich zahle 642,56 Euro Warmmiete. Andere Mieter müssen bis zu 80 Euro mehr bezahlen." Dass jetzt die Mieter noch 15 Euro für die Stellplätze monatlich zahlen sollen, hält Ingrid G. für "unverhältnismäßig viel, wenn man die frühere Mieterhöhung mit bedenkt. Ich habe den neuen Vertag für den Stellplatz bisher noch nicht unterschrieben." Hinzu kommt: "Die Mieter wurden mit der Regelung für die Stellplätze kurzfristig überrumpelt, denn man hatte nur neun Tage Zeit, die Plätze für die Umbaumaßnahmen zu räumen."

Die Recherche

Kerstin Matzen, Sprecherin der Saga, prüft den Fall genau. Sie erläutert Details: "An den Saga-Gebäuden im Cesar-Klein-Ring wurde umfangreich energetisch modernisiert, es gab eine Fassaden- und Dachdämmung, die Balkone wurden saniert. Nach der Umgestaltung der Parkplätze und Außenanlagen wurden die Stellplätze seit Juni 2011 individuell vermietet. Dies ist ein normaler Vorgang, wie er vielerorts praktiziert wird." Es wurden jetzt an den Stellplätzen Nummern angebracht und ein neues Schrankenschlosss, und in der offenen Parkplatzanlage wurden auch neue Lampen aufgestellt. In einem Brief an Ingrid G. schreibt die Saga, dass die Stellplatz-Miete nun "Unmut bei Ihnen als Mieter hervorruft, ist durchaus nachzuvollziehen. In Ihrem speziellen Fall ist es leider ein unglücklicher Umstand, dass die Vermietung der Stellplätze direkt auf die modernisierungsbedingte Mieterhöhung folgt." Saga-Sprecherin Matzen zum Leserbotschafter: "Wir sind grundsätzlich an einem guten Einvernehmen mit unseren Mietern interessiert und haben deshalb den Brief an Sie zum Anlass genommen, die Situation noch einmal zu betrachten und neu zu bewerten."

Das Ergebnis

"Wir werden die Nutzung der Stellplätze künftig wieder kostenlos zur Verfügung stellen und die bis heute gezahlten Mieten zurückerstatten", sagt Kerstin Matzen. Im Klartext: 35 Mieter profitieren davon. Sie haben Verträge für die Stellplätze in der Anlage unterschrieben, nun bekommen sie jeweils 30 Euro erstattet, für die Monate Juni und Juli. Die bis jetzt neu geschlossenen Stellplatz-Verträge, teilt die Saga Ingrid G. mit, seien damit als nichtig anzusehen.

Insgesamt 1050 Euro erhalten die betroffenen Stellplatz-Mieter nun von der Saga zurück. "Ich freue mich, und viele andere betroffene Mieter freuen sich über die Kehrtwende der Saga in diesem Fall", sagt Ingrid G. Endlich könne sie nun wieder entspannt parken. "Die Parksituation hier in der Gegend ist sehr schwierig. Ich benötige den Wagen regelmäßig, um zum Einkaufen zu fahren. Das Geld, das ich spare, werde ich meiner Enkelin schenken, die noch aufs Gymnasium geht und es gut gebrauchen kann."

So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@Abendblatt.de oder an: Leserbotschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg.