Eine Glosse von Christian-A. Thiel

In der Anfangszeit der Tour de France kam es schon einmal vor, dass ein Fahrer nach einem Päuschen voll des süßen Weines in die falsche Richtung weiterfuhr. Heute ist der Weg das Ziel, falsche Routen kommen kaum mehr vor, außerdem greifen viele Fahrer zu anderen Mittelchen. Da niemand weiß, mit welchen Hilfsmittelchen die Profis heutzutage ihre Gipfel erklimmen, wollen die Veranstalter wenigstens schöne Landschaften neben der Strecke bieten. Und wenn schon jeder die Schlösser, Flüsse und Bergdörfer kennt, muss man sich eben mal jenseits der Grenzen umschauen. Dreimal ist das Tour-Feld auch schon über deutsche Landstraßen geradelt, zuletzt 1987 im damals noch geteilten Berlin, was die Sache etwas kompliziert machte. 1998 schipperte der Tour-Tross nach dem Start in Irland sogar per Fähre zurück.

Jetzt sucht die Tour nach Brüssel 2012 und Korsika 2013 exotischere Gefilde. Bevor Evans und Schleck am Nordkap bibbern oder auf Island zwischen Vulkanen herumkurven müssen, hat sich als Retter wieder einmal das Emirat Katar gemeldet. Seine Hoheit Scheich Al-Thani hat Interesse an der Auftaktetappe der Tour im Jahr 2016. Wer eine komplette Fußball-Weltmeisterschaft auf einem Staatsgebiet kleiner als Schleswig-Holstein ausrichten kann, wird wohl mal 198 Radfahrer ein paar Kilometer an Dünen vorbeifahren lassen können.

Das üben die Radprofis seit einigen Jahren im Januar bei der Katar-Rundfahrt. Leider ist es dort im Sommer schwül, subtropisch und 45 Grad heiß. Kein Problem: Dann werden die Fahrer eben an bestimmten Punkten mit Wasser berieselt. Die Wüste lebt!