Die Puzzle Company der Hamburgerin Bettina Semmerling bietet Denksport im Internet. Das Erfolgsrezept klingt ganz simpel.
Hamburg. Bettina Semmerling kann arbeiten, wie andere Urlaub machen. Entspannt auf dem Bootssteg an der Alster sitzen, mit dem Laptop auf den Knien, das Schnattern der Gänse im Ohr. "Alles, was ich brauche, ist ein Onlinezugang", sagt die braun gebrannte Hamburgerin, deren Geschäftsidee so einfach wie genial ist. Ihre Puzzle Company entwickelt und verkauft Kreuzworträtsel für Internetseiten etwa von Magazinen, Zeitungen und Firmen, die über ihre Homepage die Verbraucher an sich binden wollen. Bettina Semmerling selber knüpft die Kontakte zu den Auftraggebern und beschäftigt ein Dutzend Rätselerfinder, die den Inhalt liefern. Mitgründer Michael Reitinger ist der Technikfreak des Unternehmens und ebenfalls kein Büromensch: Der Programmierer bevorzugt, anders als seine segelnde Geschäftspartnerin, die Berge und arbeitet von den bayerischen Alpen aus für die Puzzle Company.
Die beiden Rätselfans beliefern Kunden wie web.de, gmx.de, "Gala" oder "Freundin". "Die Zahl der Internetauftritte wächst rasant", freut sich Bettina Semmerling. Entsprechend gut laufen die Geschäfte. In den vergangenen drei Jahren konnte sich die promovierte Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin über jeweils 20-prozentige Umsatzzuwächse freuen: "Wir sind im sechsstelligen Bereich." Mehr will die Geschäftsführerin nicht über ihre Erlöse verraten.
Kein Geheimnis macht die Mutter von zwei Kindern dagegen aus ihrem Erfolgsrezept: "Wir liefern nicht die Rätsel für ältere Damen ab 65, bei denen es immer wieder um Kfz-Kennzeichen oder Propheten aus der Bibel geht", sagt Bettina Semmerling. Statt auf Kreuzwortklassiker setzt sie auf den Wandel im Wortschatz, schließlich spiegeln neue Begriffe wie Abwrackprämie, Nacktscanner oder Euro-Krise aktuelle Themen und Trends in der Gesellschaft und bringen neue Herausforderungen ins Rätsel. "Wir bleiben mit unseren Fragen immer auf dem neuesten Stand, Wörter wie EHEC kommen dazu, sobald sie in den Medien auftauchen." Die Datenbank der Firma umfasst mehr als 100 000 Wörter, die in 30 verschiedene Themen wie Mode, Sport, Geschichte oder Musik gruppiert sind. Außerdem richtet sich die Puzzle Company dabei auch nach ganz speziellen Interessen.
Eine Segler-Zeitschrift bekommt Fragen rund um den Wassersport, das "Pirsch"-Magazin setzt sich mit seinem Rätsel rund um die Jagd von der Konkurrenz ab, muss dafür mit rund 130 Euro pro Stück allerdings auch mehr bezahlen als für den Standard.
Die Idee zu ihrem Unternehmen kam Bettina Semmerling, als sie Ende der 90er-Jahre ihren Job als Verlagsleiterin beim Hamburger Bauer-Verlag aufgeben musste. Sie war schwanger, und interaktive Kreuzworträtsel, die Internetnutzer online spielen können, gab es damals noch nicht. Noch heute ist sie nach eigenen Angaben die einzige Anbieterin in diesem Wachstumsmarkt, nimmt aber auch schon die Zukunft des Internets ins Visier: Als Nächstes will die Medienexpertin ihre Denksportprodukte für Smartphones und das iPad verkaufen. Damit können sich dann auch die Rätselfreunde bequem an die Alster setzen.