Junge Hausärztin will sich ansiedeln. Mediziner aus Cranz geht gegen Zulassung vor

Neuenfelde. Es ist der Fluss Este, der im Alten Land die Stadtteile Neuenfelde und Francop auf der einen von Cranz auf der anderen Seite trennt. Und an seinem Lauf entlang hat sich nun ein erbitterter Ärztestreit entzündet. In Neuenfelde und Francop herrscht ein Mangel an Allgemeinmedizinern, den die Einwohner möglichst bald zu beseitigen hoffen. Doch am anderen Ufer fürchtet man Konkurrenz.

Mehr als 5000 Einwohner haben Neuenfelde und Francop zusammen, für die traditionell zwei Neuenfelder Hausärzte zuständig waren. Den einen verschlug es Ende 2009 der Liebe wegen in den Süden, der andere steht kurz vor dem Ruhestand. Nun fürchten die Einwohner, bald ohne Hausarzt dazustehen. Bundesweit gilt nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) als Maßstab, dass in Städten der Größe Hamburgs ein Allgemeinmediziner auf 1585 Einwohner kommt.

Eine junge Ärztin, die sich 2010 um eine Sonderbedarfszulassung in Neuenfelde bemühte, wurde daher von den Bewohnern mit offenen Armen empfangen. Die KVH prüfte die Bewerbung, stellte im Stadtteil einen besonderen Bedarf fest und gab den Fall weiter an den Zulassungsausschuss. Auch der gab grünes Licht. Der Weg schien frei.

Doch am anderen Ufer der Este erregte die Personalie Missfallen. In Cranz (825 Einwohner) gibt es zwei Hausärzte, die bislang nur von wenigen Neuenfeldern besucht werden. Einer der Ärzte legte gegen die Zulassung in Neuenfelde Widerspruch ein: Ein weiterer Allgemeinmediziner in der Gegend, so seine Begründung, werde den vorhandenen Praxen schaden.

Die Neuenfelder und Francoper sind empört über den Widerspruch. "Wir sind absolut unterversorgt", sagt Manfred Hoffmann von der Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz. Hinzu komme, dass die beiden Ufer traditionell wenig gemein hätten. Zwar gibt es heute eine direkte Autoverbindung über die Este. Doch sei der Fluss früher so schwer zu überqueren gewesen, dass hier eine Trennung historisch gewachsen sei. "Die Neuenfelder haben sich schon immer mehr nach Neugraben oder Neu Wulmstorf orientiert", sagt Hoffmann. Wenn sie woanders zum Arzt gingen, dann dort. Der Fall liegt nun vor dem Berufungsausschuss der KVH. Eine Entscheidung soll nach der Sommerpause fallen.