Armin Veh und André Schubert sind die neuen Trainer bei den Absteigern Frankfurt und St. Pauli. Ihre Ausgangssituationen könnten unterschiedlicher kaum sein

Die Entscheidung hatten andere getroffen, aber sie war nicht mehr zurückzunehmen. Die Familienurlaube seiner neuen Spieler waren gebucht, und so musste sich André Schubert zähneknirschend damit abfinden, erst am 14. Juni und nicht wie gewünscht einige Tage früher mit der Vorbereitung auf die an diesem Wochenende begonnene Zweitligasaison starten zu können. Ein neuer Trainer und eine neue Liga für den FC St. Pauli. So wie bei Eintracht Frankfurt, dem anderen Absteiger der Fußball-Bundesliga. In Hessen gehen sie den Wiederaufstieg mit Armin Veh an, und auch der war mit der Terminierung seines ersten Arbeitstages nicht einverstanden gewesen. Doch anders als Schubert durfte Veh eingreifen: Der Trainer korrigierte den Auftakt - und verschob ihn um drei Tage nach hinten.

Ein Vergleich, der nicht zwingend etwas über Erfolg und Misserfolg oder das Qualitätsniveau der Fußballlehrer aussagt, sie aber dennoch treffend charakterisiert. Er liefert ein Indiz, wie sie ihre aktuellen Aufgaben angehen. Für Schubert, 39, und Novize im Geschäft bedeutet die Station die erste echte Chance, um in den erlauchten Zirkel der 18 Bundesligatrainer vorzustoßen, für Veh, seit 1990 auf der Trainerbank, ist es möglicherweise die letzte.

Veh ist 50 Jahre alt. Der schöne Armin, der gerne auch mal einen Knopf mehr als üblich am Hemd öffnet und die Augen zusammenkneift, als würde er selbst von seinem Halsschmuck geblendet. Nicht nur zu seiner Antrittspressekonferenz in Frankfurt erschien er sonnengebräunt. Veh, dem als Fußballprofi eine große Karriere prophezeit wurde, dem aber in Mönchengladbach trotz hervorragender Anlagen nie der Durchbruch glückte und der im Alter von 24 Jahren die Karriere beendete. "Als Spieler war ich ein fauler Sack", sollte der zweifache Familienvater später selbst erkennen. Zuletzt wurde ihm auch im Trainerberuf der nötige Ehrgeiz abgesprochen. Ausgebrannt wirke er, ohne Feuer, gesättigt. Seine letzte Aufgabe beim HSV hatte Spuren hinterlassen. Zermürbt von den internen Grabenkämpfen dachte der Schwabe nach seiner Entlassung im März laut über das Aufhören nach. Frankfurt ist die neunte Station des Meistertrainers, der mit dem VfB Stuttgart 2007 den Titel holte, welcher laut Führungsspieler Sami Khedira "fast ohne Trainer" geholt wurde. Ein Erfolg, den er nun fünf Jahre später und eine Spielklasse tiefer wiederholen muss. Schon der zweite Platz wäre für viele eine Enttäuschung.

André Schubert koppelt sein Saisonziel nicht an Platzierungen. Vielleicht hat er aber auch einfach nicht die Zeit dazu. Wenige Wochen in Hamburg genügten, um sich den Ruf des akribischen, detailverliebten Perfektionisten zu erarbeiten. Schuberts Knöpfe sind nicht offen. Wie auch? Er trägt keine Hemden. Der Mann aus Kassel bleibt schlicht, kennt keine Schnörkel. Weder in seinen klaren Analysen noch auf dem Kopf. Jeans, Sneaker und das frisch rasierte Haupt, oft bedeckt durch die Kapuze seines Pullovers, sind die Zeichen einer Marke, die keine sein will. Allein mit Fleiß und Beharrlichkeit hat sich der Single seinen Job im Kreis der 25 besten Fußballvereine des Landes verdient. Aufbauverwendungen beim Verband folgten intensive Jahre beim SC Paderborn, den er in die Zweite Liga führte und dort hielt. "Ich bin nicht der Typ, der seinen Träumen und Wünschen hinterherläuft", so Schubert über Schubert, "wer gut arbeitet, wird irgendwann automatisch belohnt." Wohin die Reise ihn auch führen mag. Schubert, Jahrgangsbester seiner Ausbildung zum Fußballlehrer, steht am Anfang und tut alles dafür, um die Chance auf die Bundesliga - ob kurz- oder mittelfristig - zu nutzen: "Ich kann versprechen, dass wir alles, was in unserer Macht steht, tun werden, um Erfolg zu haben." Schubert ist ein Suchender, ständig auf der Jagd nach Verbesserungen, Neuerungen, Innovationen. Er liest alles, was über sich und seinen Verein geschrieben wird, scannt die Tageszeitungen, durchblättert Magazine, googelt im Internet.

Veh hätte dafür wahrscheinlich nur ein müdes Lächeln übrig. Die 21 Jahre im Geschäft hätten ihn gelassener auf die Dinge blicken lassen. Und so würde er ein Scheitern in Frankfurt wohl mit einem Schulterzucken quittieren. Gelingt die Mission doch, wäre es wahrscheinlich, dass er die nächste Urlaubsverlängerung gar nicht einzufordern braucht, wenn die Bundesliga wieder einige Wochen nach der Zweiten Liga in die Saison startet.