Ein Häppchen von Tino Lange

Kürzlich standen wir vor der Wahl: Gehen wir ins Steakhouse, oder kaufen wir Konzertkarten für Morrissey am 18. Juli in der Berliner Zitadelle? Für Morrissey selbst wäre die Wahl eindeutig ausgefallen: Der von seinen Fans abgöttisch verehrte ehemalige Smiths-Sänger aus Manchester ist nämlich Veganer. Das heißt, der "Mozzer" ernährt sich im Prinzip nur von Blütenpollen, die er aus der Luft fängt. Carnivoren, sprich unbelehrbare Fleischfresser, hasst er hingegen so sehr wie Heuschnupfen.

Diese Abneigung beruht nicht selten auf Gegenseitigkeit: Erst kürzlich wurde er von einem Hund angegriffen, der kräftig zulangte und ihm einen Finger brach. Aber Morrissey setzt das Motto des Smiths-Albumtitels "Meat Is Murder" ebenso verbissen durch. Wenn er auf Festivals auftritt, wird an jenem Tag an den Futterständen Fleisch gestrichen. 1999 sagte er sogar ein Konzert im Alten Schlachthof Dresden ab, als ihm jemand den Klubnamen übersetzte.

Zurzeit geistert auch die Meldung durch die Medien, dass seine Fans bei einem Konzert in Middlesbrough am Eingang gezielt nach mitgebrachten Fleischprodukten durchsucht wurden. Hamburger kennen das. 2006 wurden der Freundin eines Kollegen am Eingang der Color-Line-Arena zwei Schinkenbrötchen abgenommen.

Um zur Eingangsfrage zurückzukommen: Wir wurden beim Betreten des Steakhouses nicht auf mitgebrachte Morrissey-CDs durchsucht.