Der Hamburger Sparkurs für die Hochschulen schadet dem Standort, den Forschern und am Ende der Wirtschaft, sagt der Marketing-Experte

Dürfen die privaten Universitäten in der Hansestadt schadenfroh sein, weil die aktuelle Sparpolitik des Senats die staatlichen Hochschulen schwächt? Wenn die düsteren Visionen der betroffenen Präsidenten sich erfüllen, gibt es für zukünftige Studierende vielleicht noch mehr Gründe, eine private Universität zu bevorzugen.

Dennoch kommt bei den privaten Unis keine Freude auf. Die Kalkulation geht nicht auf. Denn Studierende haben Alternativen: In anderen Städten lässt es sich unter besseren Bedingungen studieren. Es gibt in Deutschland Regionen, in denen Wissenschaft als Wachstumsfaktor begriffen wird. Die Förderung der Universitäten ist dort eine strategische Entscheidung für den Standort.

Hamburg muss sich zu einem ernst zu nehmenden Wissenschaftsstandort entwickeln. Dazu müssen Lehre und Forschung gezielt über alle Hamburger Hochschulen und andere Forschungseinrichtungen gefördert und gegenseitig koordiniert werden. Eine schädliche Diskussion um die Defizite schadet nur - auch den privaten Universitäten - und vergeudet Zeit und Energie. Der Blick muss nach vorn gerichtet sein. Kürzungen wären dabei kein probates Mittel. Die Stadt braucht, um ihrer Bedeutung als Tor zur Welt gerecht zu werden und sich die besten Köpfe zu sichern, deutlich mehr Gelder für Bildungsförderung.

Erfolgreiche Forschung benötigt heute eine kritische Masse an Forschern in ausgewählten Gebieten. Mit der Gründung der Kühne Logistics University (KLU) zum Beispiel hat die private Seite einen Beitrag geleistet, um die für Hamburg bedeutende Lehre und Forschung in Logistik und Unternehmensführung zu fördern. Das ist am besten in einem Verbund zu erreichen, der zu einem von der Technischen Universität Hamburg-Harburg und KLU unterstützten Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen führen soll. Nur durch intensive Zusammenarbeit kann der Wissenschaftsstandort Hamburg gestärkt werden. Insofern sind auch private Universitäten wie die KLU, an die seit ihrer Gründung im letzten Jahr bereits neun Professoren berufen wurden, sehr interessiert an einem prosperierenden wissenschaftlichen Umfeld.

Jede einzelne Universität kann dazu beitragen. In der Betriebswirtschaftslehre ist etwa die Universität Hamburg seit Kurzem mit neu berufenen, forschungsstarken Persönlichkeiten enorm im Aufwind. Diese Entwicklung durch Sparmaßnahmen zu gefährden, ist mehr als fahrlässig. Der nationale Wettbewerb findet ja nicht innerhalb Hamburgs statt, sondern gemeinsam gegen die finanziell bestens ausgerüstete süddeutsche Konkurrenz - vom internationalen Wettbewerb ganz zu schweigen.

Der BWL-Fachbereich in Hamburg hat stark von den Studiengebühren profitiert, denn es konnte in bessere Lehre investiert werden. Wenn diese Mittel in Zukunft fehlen, dann wird dies gerade in einem Massenfach zu erheblichen Problemen in der Lehre führen, weil die fehlenden Einnahmen nicht vollständig aus dem Haushalt ausgeglichen werden können.

Bei der Unterzeichnung der Bologna-Deklaration wurde versprochen, die Lehrqualität durch Einführung international vergleichbarer Betreuungsrelationen zu verbessern. Offenbar aufgrund der leeren öffentlichen Kassen kam es nie dazu. Es gibt also im staatlichen Bereich nach wie vor Vorlesungen für 500 und mehr Zuhörer.

Demgegenüber bietet die KLU zum Beispiel ihren international orientierten Master of Science in Global Logistics und den neuen "Master in Management" für maximal 30 Studierende an.

Die KLU finanziert mit den Studiengebühren nicht den Betrieb der Hochschule. Der ist vielmehr durch eine Spende des Unternehmers Klaus-Michael Kühne gedeckt. Eine private Initiative, die in Hamburg bald zur Ausnahme werden könnte: Wenn die Wissenschaft immer mehr zusammengespart wird, wird es zukünftig schwierig werden, privates Engagement für die Förderung von Forsche und Lehre aufzurufen. Wer investiert schon gerne in ein sinkendes Schiff?

Die privaten Universitäten haben ein ureigenes Interesse daran, dass die Sparpolitik in der Wissenschaft zurückgenommen wird. Keinem ist geholfen, wenn die Studierenden wegbleiben, wenn Hamburg für Forscher aus dem In- und Ausland unattraktiv wird und wenn die Privatwirtschaft keinerlei Motivation mehr sieht, in die Wissenschaft zu investieren. In diesem Sinne sitzen die privaten mit den öffentlichen Universitäten in einem Boot.