Thomas Andre hält eine Hand auf

Die Dicke eines Buchs sagt leider nie etwas über seine Güte; wohl aber über die Lebenszeit, die mit seiner Lektüre vernichtet wird. Die "Schwarte" oder der "Wälzer", wie großleibige Buchstabenballungen im Volksmund heißen, ist ein Versprechen oder des Teufels. Kommt ganz auf die persönlichen Vorlieben an. Size matters, sagt der gigantomanische Amerikaner.

Dann wollen wir mal einen Blick in die Verlagsprogramme des kommenden Buchherbstes werfen, er wird mit der literarischen Vorhut stets bereits im August eingeläutet: "Dein Name" von Navid Kermani (1200 Seiten). "Der Tunnel" von William H. Gass (1098 Seiten). "Die Liebeshandlung" von Jeffrey Eugenides (736 Seiten). "Gegen die Welt" von Jan Brandt (925 Seiten). "Die Nacht der Erinnerungen" von Antonio Munoz Molina (1008 Seiten). Ziegelsteine, es regnet Ziegelsteine! Man kann sie sich ins Regal stellen, als Imponierwaffe. Man kann sie auch lesen, sie sind das Futter von uns Seitenfressern. Man kann sie auch als Hanteln benutzen, für das tägliche Body-Workout.

Nur in der Handtasche oder dem Rucksack machen sie sich nicht gut, die adipösen Literaturen. Und was muss da an Bäumen alles abgeholzt werden, Jesusmariaundjosef: Auf das E-Book ist ja noch kein Verlass. Der Umsatz mit dem elektronischen Buch, das in schlanken Lesegeräten konsumiert wird, liegt neuen Zahlen zufolge derzeit bei einem Marktanteil von 0,5 Prozent. Die Zukunft, sie muss weiterhin warten. Oder: Wer hat nicht gerne etwas in der Hand?