Der Altbürgermeister schlichtet den Konflikt um den Hamburg-Marathon zwischen der Agentur Act und dem Hamburger Leichtathletikverband HLV.

Hamburg. Ole von Beust, 56, wirkte entspannt und zufrieden, als er den Verhandlungsort verließ. Hamburgs ehemaliger Erster Bürgermeister (2001-2010), locker und fröhlich wie fast immer in den Monaten nach seinem Amtsverzicht vor einem Jahr, hatte erfolgreich den Streit zwischen dem Hamburger Leichtathletik-Verband (HLV) und der Veranstaltungsagentur Act Agency geschlichtet und geholfen, neue verbindliche Vereinbarungen zu formulieren. Es ging um den Hamburger Marathon, eine der größten und bedeutendsten Sportveranstaltungen der Stadt, der zuletzt an Zuspruch verloren hatte, um dessen Zukunft, aber auch um Zuständigkeiten, Ziele und Zahlen. Ein neuer Startschuss war gefordert. Von Beust könnte ihn gegeben haben. Mit ihm hatte Günter Ploß, 64, der Präsident des Hamburger Sportbundes (HSB), die Verhandlungen moderiert.

"Agentur und Verband werden in Zukunft enger zusammenarbeiten", fasste HLV-Geschäftsführer Frank Thaleiser das Ergebnis der Gespräche auf Anfrage des Abendblatts per SMS zusammen. Auch Matthias Neumann, Geschäftsführer des Marathon-Veranstalters und -Vermarkters Act, verbreitete Optimismus. "Wir haben eine gute wie tragfähige Grundlage geschaffen, um den Haspa-Marathon noch attraktiver zu gestalten. Das war immer unsere Absicht", sagte er dem Abendblatt.

Eine höhere Attraktivität scheint dringend geboten. Am 22. Mai standen bei der 26. Auflage der Veranstaltung nur noch 12 281 Läufer und Läuferinnen in ihren Startblöcken an der Reeperbahn, 2893 weniger als im April 2010 und 5962 weniger als im bisherigen Rekordjahr 2005 (18 243 Teilnehmer). Das war die schlechteste Beteiligung seit 1998. Damals nahmen rund 11 000 Läufer die 42,195 Kilometer lange Strecke an Elbe und Alster in Angriff.

Wer oder was für den Teilnehmerrückgang verantwortlich sei, wie man den Abwärtstrend stoppen und den Marathon wie das gesamte Event (Thaleiser: "Ein Hamburger Juwel") weiterentwickeln könne, darüber drohten sich Verband und Agentur in den vergangenen Monaten zu entzweien. Als der HLV auch nach dem 22. Mai keine Ansätze zur Besserung sah, der Dialog mit Act stockte, kündigten die Leichtathleten den im Jahr 2007 unterzeichneten Vertrag mit der Agentur fristlos. Begründung: sinkende Teilnehmerzahlen und damit mittelfristig die existenzielle Gefährdung der Veranstaltung.

Ein Kündigungsgrund war das nicht, ein fristloser schon gar nicht. Dafür war der Vertrag, den Erwin Rixen, Amtsvorgänger des derzeitigen HLV-Präsidenten Wolfgang Müller-Kallweit (seit 2009) geschlossen hatte, zu wolkig formuliert. Er enthielt zum größten Teil allgemeine Absichtserklärungen, Pflichten und Rechte beider Parteien waren unzureichend beschrieben. Die fristlose Kündigung schien für die Verbandsjuristen indes die einzige Möglichkeit, das Vertragswerk umzugestalten und dem HLV wieder mehr Einfluss und Mitspracherecht bei der Durchführung des Marathons zu geben. Eine gerichtliche Auseinandersetzung lag dem HLV dabei fern. Sie hätte Jahre dauern und dem Marathon großen Imageschaden zufügen können. Daran waren weder der Verband noch die Agentur Act interessiert. Daher kam es, wie erst jetzt bekannt wurde, Ende Juni zu den geheimen Schlichtungsgesprächen mit von Beust und HSB-Präsident Ploß. Die Ergebnisse sollen im Detail in den nächsten Wochen vorgestellt werden.

Fest steht: Bei den Verhandlungen hat sich der HLV mit seiner Forderung durchgesetzt, künftig mehr Spitzenläufer mit Bestzeiten unter 2:10 Stunden zu engagieren. Zudem sollen weitere Wettbewerbe ins Programm aufgenommen werden, um die Gesamtteilnehmerzahl zu erhöhen. Die Zielgrößen für die nächsten Jahre müssen noch justiert werden. Direkt nach dem Haspa-Marathon hatte HLV-Geschäftsführer Thaleiser gesagt: "Wir sollten uns vornehmen, in Hamburg regelmäßig 20 000 Leute an den Start zu bringen."

Der neue Vertrag zwischen Act und dem HLV endet 2014, ein Jahr vorher soll über eine Verlängerung gesprochen werden. Die Vermarktungsrechte an dem Lauf behält die Agentur bis mindestens 2016, sie muss dafür jährlich weiter 200 000 Euro an den Verband zahlen. Die wichtigste Botschaft aber sei, so Act-Chef Neumann: "Wir haben gemeinsam die Herausforderung angenommen, die Erfolgsgeschichte des Hamburger Marathons fortzusetzen."