Eine Glosse von Tino Lange

Die isländische Pop-Exzentrikerin Björk war ihrer Zeit stets so weit voraus, dass nicht jeder Fan, Kritiker oder Konzertbesucher hinterherkam. So erstaunt ihr neues Projekt nicht nur mit seiner Vision, sondern auch mit der innovativen Umsetzung.

Das Ende September erscheinende Werk "Biophilia" soll mehr als ein Musikalbum sein, eher eine multimediale Erlebniswelt als Hommage für den US-Evolutionstheoretiker Edward Osborne Wilson. Zu jedem der zehn Lieder über "musikalische Strukturen und Naturphänomene vom Atom bis hin zum Weltraum" wird es eigene iPad-Apps geben, die auch zum Lernen anregen sollen. Die folgende mehrjährige Welttournee macht jeweils sechs Wochen lang in acht Städten Station - mit speziell dafür gefertigten Instrumenten, Installationen und Workshops. Die Filmdokumentation wird auch nicht fehlen.

Die erste Single "Crystalline" ist bereits bei iTunes und Co. erhältlich, wo man übrigens auch den Videoclip zum Song "Wires" der US-Rockband Red Fang kaufen kann. Darin zeigen vier ungepflegte Zausel aus Portland mit Vorliebe für Bier und halb verfaulte Gitarren, was passiert, wenn man mit einem alten Chevy und kindlicher Begeisterung durch Pyramiden aus Milchkartons, Sektgläsern oder Fernsehern braust. Angewandte Physik trifft auf Evolutionstheorie - der Mensch stammt vom Affen ab. Ganz sicher. Es ist unglaublich, wie lehrreich Popmusik sein kann.