Eine Lagerhalle in Tonndorf geht in Flammen auf. 20.000 Haushalte sind zeitweise ohne Strom. Brandstiftung ist nicht auszuschließen.

Tonndorf. Eine gewaltige Rauchwolke über der Stadt, beißender Qualm, entsetzte Anwohner und trotz stundenlanger Löscharbeiten ein komplett zerstörtes Gebäude. Das Feuer, das am Sonnabend um 12.30 Uhr am Albert- Schweitzer-Ring ausbrach, hat nur drei Tage nach dem tödlichen Busunglück einen weiteren Großeinsatz der Feuerwehr in Tonndorf ausgelöst.

Rund 200 Feuerwehrleute waren am Sonnabend zu dem Großbrand ausgerückt. In der 50 mal 50 Meter großen Halle lagerten CDs, CD-Hüllen und Computerspiele. Berufs- und freiwillige Feuerwehren aus dem Hamburger Osten versuchten stundenlang die Flammen einzudämmen. Mit einem Schaumteppich bekamen die Feuerwehrleute den Brand weitgehend unter Kontrolle. Meterhoch schlugen die Flammen aus der Lagerhalle, immer wieder fraßen sie sich an mehreren Stellen durchs Dach. Teile der Halle stürzten ein.

In vielen Hamburger Haushalten und Geschäften flackerte um kurz nach 12.30 Uhr das Licht, in einigen fiel der Strom komplett aus. Der Grund: Eine über dem Gebäude verlaufende Hochspannungsleitung musste wegen der starken Hitze abgeschaltet werden.

20 000 Haushalte im Osten der Stadt waren danach vorübergehend ohne Strom. Bei der Leitung habe es sich um eine 110 000-Volt-Leitung zum Umspannwerk Tonndorf gehandelt, sagte ein Sprecher des Energieversorgers Vattenfall. Es habe rund sechs Minuten gedauert, bis die Notstromversorgung angesprungen sei. Wegen der Spannungsschwankungen hätten sich auch rund 1500 Ampeln im gesamten Stadtgebiet automatisch abgeschaltet, hieß es bei der Polizei. Nach fünf Minuten seien die meisten Ampeln aber wieder in Betrieb gewesen. Zu Verkehrsbehinderungen sei es nicht gekommen.

Menschen wurden bei dem Großbrand nicht verletzt, doch immer wieder forderte die Polizei Anwohner in der näheren Umgebung auf, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Die dunkle Rauchwolke zog in Richtung Nordwesten, vor allem über die Stadtteile Farmsen-Berne, Bramfeld, Steilshoop und Lurup. Erstaunlich: Trotz der Warnungen von Polizei und Feuerwehr im Radio vor dem zumindest ungesunden, im Zweifel sogar höchst gefährlichen Qualm versammelten sich Hunderte Schaulustige am Brandort. Sie hatten nach eigenem Bekunden die Rauchsäule in den Himmel steigen sehen und sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen wollen, wie ein Zaungast an der Polizeiabsperrung sagte.

Zwar brannte die Lagerhalle bis auf die Grundmauern nieder, doch gelang es den beteiligten Feuerwehrleuten zu verhindern, dass die Flammen auf ein benachbartes viergeschossiges Wohnhaus übergriffen. Es waren bange Stunden für die Bewohner, bis die Brandbekämpfer die Lage im Griff hatten.

Ein angrenzendes Wohnhaus blieb von den Flammen verschont

Zur Brandursache konnten Feuerwehr und Polizei auch am Sonntag noch keine konkreten Angaben machen. Feuerwehrsprecher Manfred Stahl: "Vermutlich gab es im Inneren der Halle eine Verpuffung." Schnell habe sich dann das Feuer ausgedehnt. Problematisch bei den Löscharbeiten sei vor allem gewesen, dass die Halle durch die Beschädigungen akut einsturzgefährdet gewesen sei. "Deshalb konnten die Einsatzkräfte das Gebäude nicht betreten", sagte Stahl. Die Löscharbeiten dauerten auch am Sonntag weiter an. Ein Großaufgebot der Feuerwehr war gestern im Einsatz. Auch das Technische Hilfswerk (THW) rückte an, um unter anderem mit einem Radlader den Schutt auseinanderzuziehen und an die Brandnester zu gelangen. Die Reste des Gebäudes müssen abgerissen werden. "Da ist nichts mehr zu retten. Das ist ein wirtschaftlicher Totalschaden", wie ein Feuerwehrmann sagte. Brandermittler der Kripo haben den Unglücksort besichtigt, nach möglichen Rückständen von Brandbeschleunigern oder Manipulationen gesucht. Die Auswertung ihrer Ergebnisse wird mehrere Tage, vielleicht Wochen dauern.

Die Lagerhalle ist ein Nebengebäude der Firma Dichtomatik GmbH, eines Herstellers für technische Dichtungen, der in Hamburg seinen Hauptsitz hat. Europaweit gibt es insgesamt acht Standorte. Im Geschäftsjahr 2010 erzielte Dichtomatik einen Umsatz von rund 77 Millionen Euro und beschäftigte 432 Mitarbeiter. Dichtomatik-Sprecherin Annette Müller: "Unsere Experten haben eng mit den zuständigen Behörden und den Rettungskräften zusammengearbeitet. Wir bedauern das Ereignis und werden die Öffentlichkeit über weitere Entwicklungen informieren." Die Höhe des Sachschadens lasse sich noch nicht einschätzen.