Eine Glosse von Alexander Josefowicz

Die Affären um Promotionen, die doch keine sind, nehmen kein Ende. Nach dem bayrischen Lügenbaron, der Doppelnamen-Ökonomin im Europaparlament und weiteren Ach-nee-doch-nicht-Akademikern hat es nun auch den Lieblings-Doktor aller Heranwachsenden erwischt.

Dr. Sommer, der stets hilfsbereite Kummerkastenonkel der "Bravo", ist wegen unlauterer Machenschaften unter Druck geraten. Zwar ist es keine universitäre Untersuchungskommission, die ihn auf dem Kieker hat, sondern der Deutsche Presserat. Und doch muss der promovierte Sexualtherapeut einen schweren Schlag für seine Glaubwürdigkeit hinnehmen.

Denn dort, wo Jugendliche bange Fragen nach Schwangerschaften durch Zungenküsse stellen, hat der Bauer-Verlag auch Werbung platziert. Über der steht das Wort "Promotion". Das genüge nicht, um die Anzeige als solche kenntlich zu machen, befand der Presserat. Er ließ auch das Argument des Verlags nicht gelten, dass laut Duden "Promotion" ein Synonym für "Werbemaßnahme" sei.

Wenn man es mal von dieser Seite aus betrachtet, erscheinen auch die gesammelten Politikeraffären gleich in einem ganz anderen Licht: Zu Guttenberg, Koch-Mehrin, Pröfröck und alle anderen hatten überhaupt keinen akademischen Betrug im Sinn. Das "Dr." vor dem Namen war nichts weiter als eine Werbemaßnahme in eigener Sache. Dann ist ja alles gut.