Chef Alexander Otto setzt vor allem auf die Expansion nach Süd- und Osteuropa und möchte auch das Harburger Phoenix-Center erweitern.

Hamburg. ECE-Chef Alexander Otto wirkt ein wenig gehetzt. Am Morgen noch haben ihm seine Kinder selbst gemalte Bilder zum 44. Geburtstag geschenkt, kurz darauf ist er zu einem Handelskongress in die Hamburger Fischauktionshalle geeilt, um die Wachstumsstrategie des Shoppingcenterbetreibers zu verkünden. 20 neue Einkaufszentren plant das Hamburger Unternehmen. Derzeit befinden sich sechs neue Shoppingmeilen in Koblenz, Dortmund, Wien, Stettin, Istanbul und im ungarischen Szeged im Bau.

Dies entspricht in etwa dem hohen Tempo, das der europäische Marktführer bereits seit Jahren an den Tag legt. Im vergangenen Jahr kamen zu den bestehenden 114 Einkaufszentren noch einmal 18 neue hinzu, der Umsatz in den Häusern erhöhte sich von 13,1 auf 15,3 Milliarden Euro.

Verschoben hat sich allerdings die Richtung des Wachstums. Sprossen früher vor allem in Deutschland immer neue Einkaufszentren aus dem Boden, so blickt ECE heute überwiegend ins Ausland. "Besonders große Chancen für neue Einkaufszentren sehen wir zurzeit in Süd- und Osteuropa", sagt Otto. Ein interessanter Markt sei Italien, wo es bislang nur sehr wenige Einkaufszentren gebe. In Spanien sind die Hamburger durch die Übernahme des Konkurrenten Auxideico erst im vergangenen Jahr zu einem bedeutenden Wettbewerber aufgestiegen. Große Erwartungen setzt Otto auch in die Türkei, wo der Konzern in Istanbul, Antalya und sogar im ländlichen Anatolien insgesamt neun Shoppingmeilen betreibt.

In Deutschland ist der Markt aus Ottos Sicht hingegen schon relativ stark gesättigt. "Hier kommen wir in eine Phase langsameren Wachstums", sagt er. In der Bundesrepublik setze man daher vor allem auf die Modernisierung und Erweiterung bestehender Zentren. Ausbauen würde der ECE-Chef gern das Phoenix-Center in Harburg. "Wir sind mit der Entwicklung dieses Hauses ausgesprochen zufrieden", sagt Otto. Allerdings müsse eine mögliche Erweiterung noch mit der Politik und den Bürgern diskutiert werden. "Das befindet sich alles noch in einem sehr frühen Stadium."

Eine echte Erfolgsgeschichte ist aus Ottos Sicht der Umbau des Einkaufszentrums an der Hamburger Straße zur Hamburger Meile. ECE hatte das heruntergewirtschaftete Shoppingcenter vor einigen Jahren erworben und rund 100 Millionen Euro in die komplette Neugestaltung investiert. Nachdem die Umsätze 2007 gerade mal bei 40 Millionen Euro gelegen hatten, sollen sie in diesem Jahr rund 116 Millionen Euro betragen. Auch das Stammhaus des Unternehmens, das Alstertal-Einkaufszentrum, wurde im vergangenen Jahr um 17 000 Quadratmeter erweitert, was zu einem Umsatzschub auf rund 275 Millionen Euro führte. Alexander Ottos Vater, der Versandhaus-Unternehmer Werner Otto, hatte das Shoppingcenter Anfang der 70er-Jahre gegründet und so den Grundstein für die Gruppe gelegt.

+++ Kommentar: Lieber erneuern als bauen +++

Bei der Verwirklichung neuer Projekte in Deutschland stößt ECE aber immer häufiger auf den Widerstand von Bürgern und etablierten Kaufleuten, die um den Erhalt ihrer Läden in den Innenstädten fürchten. So ist der Bau eines Einkaufszentrums im ostfriesischen Leer höchst umstritten. In Oldenburg konnte ECE den Bau der sogenannten Schlosshöfe erst nach einem mehrjährigen Streit mit der Politik realisieren. Und in Mainz sollen die Hamburger beim Kampf um den Umbau einer ehemaligen Karstadt-Filiale dem Wettbewerber Multi Development unterlegen sein. Hier ist das letzte Wort aus Ottos Sicht allerdings noch nicht gesprochen.

"Aufgrund des Widerstands in vielen Städten wird es für die Shoppingcenter-Betreiber immer schwieriger, noch passende neue Standorte zu finden", sagt Rainer Pittroff, Experte für Einkaufszentren beim Handelsforschungsinstitut EHI. Er rechnet damit, dass sich die Zahl der deutschen Einkaufszentren in diesem Jahr vergleichsweise moderat um neun auf 444 erhöhen wird.

Vor diesem Hintergrund soll auch der erste Shoppingcenter-Fonds, den ECE jetzt aufgelegt hat, vor allem in den Kauf bestehender Einkaufszentren und nicht in den Bau neuer Konsumtempel investieren. 740 Millionen Euro hat ECE für diesen Zweck bereits eingesammelt. Der größte Teil des Geldes stammt von internationalen Staatsfonds, Pensionsfonds und Versicherungen. 100 Millionen Euro kommen von der Familie Otto selbst, die neben ECE auch den Versandhandelskonzern Otto kontrolliert und zu den wohlhabendsten Familien der Stadt zählt.

Der Fonds soll Shoppingcenter in ganz Europa erwerben und sie modernisieren, damit sie danach eine höhere Rendite abwerfen. Bisher befinden sich das Stern-Center in Potsdam, das Linden-Center Berlin und die Galeria Kaskaden in Stettin im Portfolio. Weitere Ankäufe sind geplant.