Das Fachmagazin “Leichtathletik Informationen“ enthüllt die dunkle Vergangenheit des ehemaligen Sportamtsleiters von Hamburg.

Hamburg. Er war ein Vorzeigeathlet, ein großer Sportler, Leiter des Hamburger Sportamts. Am 28. Juli würde Gerhard Stöck - 1985 verstorben - 100 Jahre alt. Doch möglicherweise muss seine Lebensgeschichte umgeschrieben werden: Nach Recherchen des Fördervereins "Freunde der Leichtathletik" war seine Verstrickung in das nationalsozialistische Regime tiefer als bekannt.

Als Sportler hatte Stöck in den 1930er-Jahren für Furore gesorgt: Gold bei den Olympischen Spielen 1936 im Speerwurf, Bronze im Kugelstoßen, Kapitän der deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft. Doch es waren offenbar nicht nur seine sportlichen Erfolge, die seine Karriere in Nazi-Deutschland befeuerten. Stöck trat schon 1933 der NS-Schlägertruppe SA bei, wurde siebenmal befördert und stieg vom Oberscharführer zum Sturmbannführer auf. Nicht nur das: Bereits mit 31 Jahren leitete er das Amt für körperliche Ertüchtigung in der Reichsstudentenführung.

Wie Paul und Peter Busse, Autoren der Vereinszeitschrift "Leichtathletik Informationen", nun herausfanden, präsentierte sich Stöck nach dem Krieg als Saubermann, als "Gegner des nationalsozialistischen Zwanges", sein Eintritt in die NSDAP und die SA sei "erzwungen gewesen". Nur durch diese "Lügengeschichten" sei sein Wiederaufstieg möglich geworden. "Als Vorbild taugt er auf keinen Fall", so die Autoren.

Zu Ehren von Stöck, der 1950 Leiter des Sportamts und zweimal Chef der Mission der Deutschen Olympiamannschaft wurde, verlieh die Stadt Hamurg von 1986 an den Gerhard-Stöck-Preis an Top-Sportler, hat die Trophäe aber 2007 offenbar stillschweigend in Ehrenpreis der Behörde für Inneres und Sport umbenannt.