Die Bahn erneuert eine Teilstrecke der S 1. Schweres Gerät tauscht dabei Schwellen, Schienen und das Schotterbett aus

Sülldorf. Schmetterlinge flattern über die Schienen, Spinnen huschen durchs Gleisbett, Spatzen tschilpen auf dem Bahnsteig. Der S-Bahnhof Sülldorf - er gleicht zurzeit mehr einem Naturschutzgebiet als einer Zugstation. Der Grund: Sperrung wegen Bauarbeiten. Die Deutsche Bahn erneuert nämlich seit Montag und noch bis zum 17. Juli die Strecke der Linie S 1 zwischen Blankenese und Wedel. Dazu im 24-Stunden-Einsatz: knapp 50 Männer in drei Schichten und schweres Gerät.

Ortstermin, gestern Morgen. Wenige Hundert Schienenmeter östlich des Sülldorfer Bahnhofs dröhnt Baulärm durch die Luft; es riecht nach Öl, Sprit und Schmiere. Hier nämlich frisst sich Richtung Westen der sogenannte Schnellumbauzug langsam, aber unermüdlich die Gleise entlang. "Mit ihrem Vorderteil reißt diese 400 Meter lange und drei Meter breite Maschine die alten Holzschwellen aus dem Boden und sammelt sie auf ihrem Rücken, während sie hinten schon die neuen Schwellen herablässt. Die sind aus Beton und halten daher länger", sagt Bauleiter Ane Solf.

Währenddessen verspritzt die Maschine - die bis zu 350 Meter pro Stunde vorwärts kommt - Wasser, damit es nicht so staubt. "Außerdem setzt sie die neuen Fahrschienen ein", sagt Ane Solf. "Die alten wurden vorher abmontiert, so wie auch die seitlichen Stromschienen, an denen der Umbauzug nicht vorbeigepasst hätte." Fast alles passiere vollautomatisch, nur das Steuern sei Handarbeit.

Das Zahlenwerk: Acht Kilometer ist die Strecke lang, zwei neue Weichen werden eingebaut, 14 502 Meter Schienen und 12 018 Schwellen ausgewechselt. Zudem bekommt das Gleisbett 7560 Tonnen neuen Schotter.

Apropos: Schotter macht den zweiten Teil der Baumaßnahmen aus. "Noch bis morgen ist der Schnellumbauzug auf Höhe Sülldorf im Einsatz", sagt Egbert Meyer-Lovis, Bahnsprecher für Norddeutschland.

"Am Wochenende kommt dann die Gleisumbaumaschine, die das Gleisbett von Staub und Sand säubert und es mit neuem Schotter ausfüllt." Meyer-Lovis fügt hinzu: "Insgesamt kostet die Renovierung rund 5,5 Millionen Euro. So machen wir die Strecke fit für die nächsten 25 Jahre."

Dieses Vorhaben rechtfertige auch die aktuelle S-1-Vollsperrung zwischen Blankenese und Wedel, findet Meyer-Lovis: "Wir haben die Bauarbeiten extra in die Ferien gelegt, um möglichst wenige Fahrgäste zu belästigen. Unser Bus-Ersatzverkehr funktioniert bestens."

Die gegenwärtigen Arbeiten in Sülldorf sind übrigens nur ein Teil dessen, was die Hamburger S-Bahn dieses Jahr noch schaffen will.

So sollen im Herbst Streckenabschnitte zwischen Klein Flottbek und Othmarschen, an der Sternschanze und in Altona ausgebessert werden. 2012 soll es Gleisrenovierungen im Hauptbahnhof geben.