Hochbahn plant GPS-Ampeln und neue Sonderspuren. ADAC warnt vor Staugefahr

Hamburg. Mit einem "Beschleunigungsprogramm" soll Hamburgs Busnetz in den kommenden Jahren zum modernsten Nahverkehrssystem Europas ausgebaut werden. Das kündigten gestern Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) und Hochbahnchef Günter Elste an. Geplant sind zusätzliche Sonderspuren, Straßenumbauten und eine grüne Welle für HVV-Busse, die über das Satellitenortungssystem GPS gesteuert werden soll.

Angesichts wachsender Fahrgastzahlen platzten einzelne Buslinien "schon jetzt aus den Nähten", sagte Elste. Akuter Handlungsbedarf bestehe vor allem bei den Linien 5, 6 und 7. Auch die Linien 20 und 25, die jene Trasse bedienen, auf der die vom schwarz-grünen Vorgängersenat geplante Stadtbahn verlaufen wäre, sollen mit dem Beschleunigungsprogramm optimiert werden. Ziel sei eine Zeitersparnis von rund 20 Prozent, sagte Elste. In Spitzenzeiten könne der bisherige Fünf-Minuten-Takt auf einen Vier-Minuten-Takt verkürzt werden.

Für diese "erste Staffel" des Beschleunigungsprogramms rechnet Elste mit Kosten in Höhe eines "hohen zweistelligen Millionenbetrags". Der Bau einer Schienen-Stadtbahn hätte rund eine Milliarde Euro gekostet. "Das ist bei einer soliden Haushaltsführung nicht finanzierbar", bekräftigte Senator Horch das Nein des Senats.

Zusätzliche Busspuren sollen vor allem vor besonders staugefährdeten Kreuzungen gebaut werden. Als Beispiele nennt die Hochbahn die Lange Reihe, den Bereich Mühlenkamp/Gertigstraße, Doormannsweg/Fruchtallee oder auch in Steilshoop den Abschnitt Eichenlohweg/Nordheimstraße/Fuhlsbüttler Straße. Allerdings gebe es für diese Straßen noch keine detaillierte Planung, vielmehr müssten die Baumaßnahmen mit Bürgern und Behörden abgestimmt werden.

Klar sei, dass der Bau von Busspuren den Raum für den übrigen Verkehr einschränke, räumte Hochbahnchef Elste ein. Aber ein Buspassagier beanspruche lediglich das Zwanzigstel des Platzes, den ein Autofahrer einnehme. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs schaffe daher auch wieder Platz auf der Straße, sagte Elste.

Der Automobilklub ADAC warnte, weitere Busspuren dürfe es nur geben, wenn auch die Folgen kalkuliert seien. "Wir haben nichts gegen solche Spuren - nur muss es für jede Kreuzung eine Einzelberechnung geben, wie der übrige Verkehr weiter fließen kann", sagte ADAC-Sprecher Carsten Willms.

Nach Einschätzung der Hochbahn-Planer wird das Beschleunigungsprogramm den Zuwachs beim Fahrgastaufkommen lediglich in den kommenden fünf Jahren auffangen können. Allein in den vergangenen fünf Jahren stieg die Zahl der Passagiere um 12,2 Prozent auf jetzt 414 Millionen. Jährlich dürfte diese Zahl um jeweils weitere zwei Prozent ansteigen, prognostizierte Elste. Parallel zu dem Busprogramm werde die Hochbahn daher bis zum kommenden Frühjahr Konzepte für sogenannte "schienenunabhängige Systemalternativen" untersuchen und sich dazu auch im Ausland umsehen.

Dabei handelt es sich um Bussysteme, die weit mehr Passagiere befördern können als herkömmliche Busse. Technische Neuerungen könnten eine elektronische Spurführung oder neue Radnaben-Antriebe sein, um XXL-Busse gelenkiger zu machen. Denkbar, so die Hochbahn, seien auch Busse, die Antriebsstrom aus Oberleitungen bekommen. Elste: "Wichtig ist jetzt aber zunächst das Beschleunigungsprogramm, das wir als Befreiungsschlag brauchen."