Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

An sich ist es eher ein Skandälchen: Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche (NR) hat vermutlich zu Unrecht 75 000 Euro Fördermittel erhalten. Persönlich bereichert hat sich niemand. Der NR-Vorstand hat die Affäre selbst aufgedeckt. Das Geld wurde zurückgezahlt und eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit der Klärung der Hintergründe beauftragt. Mehr war nicht.

Es gibt wohl nicht wenige Vereine, die in einem solchen Fall sofort wieder zur Tagesordnung übergegangen wären. Bei NR aber musste der Vorsitzende zurücktreten. War das eine Überreaktion oder gar ein "Putsch", wie "taz.de" schrieb?

Keineswegs. NR ist kein ganz normaler Verein, sondern so etwas wie der Gralshüter für Sauberkeit im Journalismus. Die Vereinigung ist strikt dagegen, dass Angehörige ihres Berufstandes auch PR-Jobs übernehmen. Ebenso vehement spricht sie sich gegen die Nutzung von Presserabatten aus, die beispielsweise Reiseveranstalter und Automobilkonzerne Journalisten gewähren. Diese Positionen sind nicht selbstverständlich. Andere Organisationen wie etwa der Deutsche Journalisten-Verband sind da weitaus weniger rigide.

Wer aber so hehre Moralvorstellungen hat, muss auch aus einer vermeintlich kleinen Affäre Konsequenzen ziehen. Zum Rücktritt des verantwortlichen NR-Chefs Thomas Leif gab es keine Alternative - auch wenn der womöglich nur geschlampt hat.