Ein 46-jähriger Franzose raste ungebremst in einen Transporter. Die A7 war zehn Stunden gesperrt. Eine Umweltkatastrophe wurde verhindert.

Harburg. Es war nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, der einem 46-jährigen Franzosen gestern am frühen Morgen das Leben kostete. Fast ungebremst raste der Mann gegen 4.45 Uhr auf der Autobahn 7 bei Seevetal in das Heck eines mit ätzender Natronlauge gefüllten Gefahrguttransporters. Kurz zuvor hatte der Tanklaster am Ende eines Staus gehalten. Warum der 46-Jährige dies nicht bemerkte, wird derzeit untersucht. Möglicherweise war er bereits übermüdet. Der Mann konnte später nur noch tot aus seinem völlig zerstörten Volkswagen Caddy geborgen werden. Bei dem Unfall wurde auch der Kessel des Sattelschleppers aufgerissen. Die Autobahn musste für mehr als zehn Stunden voll gesperrt werden. Es bildeten sich lange Staus.

Feuerwehrleute in blauen Schutzanzügen waren seit dem Morgengrauen an der Unfallstelle im Einsatz, um die aus dem Tanklaster auslaufende Lauge aufzufangen und eine größere Umweltkatastrophe zu verhindern. Zunächst mussten jedoch die Leiche des Fahrers und der verunglückte Lieferwagen geborgen werden.

Wie sich herausstellte, hatte der Volkswagen die Anschlüsse des Tanks abgerissen. Natronlauge floss auf die Fahrbahn, als der Anhänger mit einem Kran leicht angehoben und der Lieferwagen weggezogen wurde.

Wie Jan Krüger, der Sprecher der Polizeiinspektion Harburg mitteilte, konnte der größte Teil der insgesamt 22 000 Liter Natronlauge aufgefangen, beziehungsweise aus dem Tank gepumpt werden. Etwa 40 Liter sickerten dennoch in den Grünstreifen. Die kontaminierten Erdschichten mussten daraufhin abgetragen werden. Natronlauge - zur Herstellung von Seife und Waschpulver benötigt - wirkt auf der Haut stark ätzend. Selbst stark verdünnt kann sie die Hornhaut im Auge bis zur Erblindung schädigen.

Der 36 Jahre alte Fahrer des Lasters blieb unverletzt. Wie es zu dem verheerenden Unfall kommen konnte, ermittelt die Autobahnpolizei in Winsen/Luhe. Klar ist bereits: Wenige Minuten zuvor hatte sich vor einer Baustelle ein etwa 250 Meter langer Stau gebildet, nachdem ein Auto über die Mittelschutzplanke in den Gegenverkehr gefahren war. Der Gefahrgut-Fahrer hatte daraufhin die Warnblinker eingeschaltet, den Sattelschlepper abgebremst. Der 46-Jährige fuhr auf.

Die A 7 war für die langwierigen Bergungsarbeiten zwischen den Ausfahrten Marmstorf und Fleestedt voll gesperrt. In beide Richtungen stauten sich Autos auf knapp fünf Kilometern. Das große Verkehrschaos blieb jedoch aus. Der Großteil der Pendler und Urlaubsreisenden und auch der Frachtverkehr wurde über die A 1 und A 261 "großräumig umgeleitet", wie Sprecher Krüger sagte.

Bei zwei weiteren Unfällen blieb es bei Blechschäden: Glück im Unglück hatte ein Golf-Fahrer, der auf der A 7 bei Soltau nach einem Motorschaden auf den Standstreifen fuhr. Als er aussteigen wollte, riss ein zu nah vorbeifahrender Sattelschlepper die Fahrertür ab. Der Mann blieb nach Polizeiangaben unverletzt, kam mit einem Schock davon. An dem Wagen entstand ein Sachschaden von mehr als 10 000 Euro.

Kurz nach Mitternacht verlor ein 32-Jähriger auf der B 4/B 75 in Hamburg nahe der Ausfahrt Veddel die Kontrolle über seinen Mercedes. Der Mann war vermutlich viel zu schnell gefahren und verursachte eine spektakuläre Kettenreaktion. Zunächst kam er nach rechts von der Fahrbahn ab, fuhr in die Grünanlage eines Hotels. An einem Wall wurde sein Wagen kurz darauf in die Luft geschleudert, flog über ein Stahlgeländer und knallte gegen die Fassade des Hotels. Der Mercedes touchierte dann einen geparkten BMW, kam auf dem Dach auf und rutschte in einen geparkten VW Golf. Der 32-Jährige erlitt nur leichte Verletzungen und kam ins Krankenhaus.