Bundesweit jüngste Bewohner. Altstadt ist Single-Hochburg. Spaltung bei der Bildung

Hamburg. Hamburg wächst - und ist dank der Zuwanderung junger Menschen das Bundesland mit der im Schnitt jüngsten Bevölkerung. Im Zeitraum von 2000 bis 2009 bildete die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen per saldo mit 98 748 Neubürgern den größten Anteil der neuen Hamburger. Das geht aus der Studie "L(i)ebenswertes Hamburg" des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) im Auftrag der Haspa hervor.

"Insgesamt konnte Hamburg in diesem Zeitraum ein Zuwanderungsplus von etwa 84 000 Menschen verbuchen", sagt Silvia Stiller, Forschungsdirektorin am HWWI und Autorin der aktuellen Studie, die alle 105 Stadtteile umfasst. Das heißt: Bei den älteren Gruppen gab es deutlich mehr Fort- statt Zuzüge. "Diese Zuwanderer halten die Stadt jung", so Stiller. 42,2 Jahre ist der Durchschnittshamburger alt. Auf Länder-Ebene war das im Jahr 2009 der günstigste Wert.

Der Stadtsoziologe Joachim Häfele von der HafenCity-Universität sieht diese Zahlen aber nicht nur positiv. Denn die jüngeren Wahl-Hamburger wollten alle in denselben Stadtteilen leben, in denen es jetzt schon schwer sei, bezahlbaren Wohnraum zu finden. "Wirklich interessant sind für die jungen Leute fünf, sechs Viertel", sagt Häfele. Allerdings könnte sich deren Beliebtheit in der Folge auch positiv auf benachbarte Quartiere auswirken: Wegen des Wohnungsdrucks müssten junge Leute auf andere Stadtteile wie zum Beispiel Wilhelmsburg ausweichen, die so an Attraktivität gewännen.

Hamburg ist aber nicht nur besonders jung, sondern auch eine Hochburg der Singles - übrigens quer durch alle Altersgruppen. Von den 1,8 Millionen Hamburgern leben rund eine halbe Million alleine. Tendenz steigend. Besonders viele Singles leben in der Innenstadt. Laut Studie weist die Altstadt mit rund 72 Prozent den höchsten Anteil von Einpersonenhaushalten auf, gefolgt von Hammerbrook (70 Prozent) und Barmbek-Nord (69 Prozent). Mit Abstand die wenigsten Singlehaushalte gibt es in Allermöhe, hier liegt der Anteil bei nur 23 Prozent. Stiller: "Gleichzeitig gibt es hier die meisten Haushalte, in denen Kinder leben."

Auch in anderen Bereichen zeigt die Analyse des HWWI, dass Hamburg alles andere als homogen ist. Vor allem die sozialen Unterschiede sind groß. Beispiel Bildung: Zwar hat sich die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss auf 7,8 Prozent verbessert (2007 waren es noch 10,3 Prozent), aber auf Stadtteilebene gibt es alarmierende Zahlen. In Altona-Altstadt verließen im Jahr 2009 rund 30 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. In Wilhelmsburg waren es etwa 26 Prozent, in Billstedt 21 Prozent. Dagegen lag die Schulabbrecher-Quote in Vierteln wie Blankenese, Bergedorf, Volksdorf und Wandsbek jeweils unter einem Prozent.

"Die Politik steht bei dieser Problematik vor einer großen Herausforderung", sagt Silvia Stiller. Politik sollte gerade in Stadtteilen, die weniger gut aufgestellt seien und in denen viele Familien und Jugendliche lebten, die Potenziale der jungen Bevölkerung richtig nutzen. Dass im Bereich Bildung großer Handlungsbedarf besteht, betont auch Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa. "Wenn unsere Stadt zukunfts- und wettbewerbsfähig bleiben soll, muss das Bildungsniveau in der Spitze und in der Breite angehoben werden", sagt er. "Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung - nämlich keine Bildung."