Jakob der 18. will die Welt mit Hanfpflanzen retten. Ein Ortstermin auf dem Rathausmarkt mit der selbsternannten “Krönung der 68er“.

Hamburg. Der Retter der Welt trägt Hut und grüne Samtjacke. Er nennt sich bescheiden die "Krönung der 68er", ist "Hobbykaiser von Deutschland" und vorerst "letzte Reinkarnation Leonardo Da Vincis". Eine bessere Welt zu schaffen sei sein Lebenswerk. Ehrensache für Jakob den 18., der zwar als Sönke Matthias Jacobsen vor 43 Jahren in Sankt Peter-Ording geboren wurde, insgeheim aber schon immer als Adliger an nichts weniger als dem irdischen Paradies arbeitete. Das einzige, was ihn bisher vom Gelingen abhielt, war das Fehlen einer geneigten Öffentlichkeit. Und vielleicht das Betäubungsmittelgesetz der Bundesrepublik.

Jetzt jedoch soll die Bewegung ins Rollen kommen. Vor dem Rathaus demonstriert Jakob der 18. mit einer mobilen Soundanlage, geschätzt 20 Mitstreitern und einer schmächtigen Hanfpflanze für die Legalisierung von Cannabis. Außerdem ruft er die Gründungsstunde einer Partei aus: den Grünen Hohen Rat (GHR). Eine erste parteipolitische Kontur umreißt der Vordenker zwischen der Suada einer aufgeregten Kräuterfrau und dem Einsatz einer bunt gekleideten Stehgeigerin.

Er sagt: "Die Grünen sind nicht fundamental spirituell genug. Sie haben die Fundamentalisten verdrängt." Deshalb wolle der GHR verprellte Nichtwähler, politisch Ignorierte und grüne Fundamentalisten abschöpfen. Und nach ersten seriösen Schätzungen seien 40 Prozent bei der Bundestagswahl 2013 drin.

Im Zentrum des Parteiprogramms und damit der Weltrettung stehe die Hanfpflanze. Sie biete nicht nur (noch) illegale Nebenprodukte wie Marihuana und Haschisch, sondern sei auch "Wirtschaftswunderpflanze". Öl, Papier oder Kleidung könnten mühelos aus ihr gewonnen werden. Damit sei sie der Schlüssel für die Lösung aller Probleme.

Verkürzt dargestellt ist der GHR der Meinung, dass legaler Anbau und Konsum von Cannabis Drogenkriege beenden würde, Justizkassen könnten durch Nicht-Inhaftierung der Konsumenten geschont werden. Arme sollen durch Anbau und Verarbeitung der Pflanze in Lohn und Brot gebracht werden. Hamburg ist als Versanddrehkreuz des gewonnenen Betäubungsmittels vorgesehen. Weil sehr viele Erdenbewohner für die Hanfindustrie benötigt würden, sieht der GHR bis zu 200 Millionen neue Jobs. Vorsichtigen, eigenen Prognosen zufolge könnten jährlich zwei Billionen Euro erlöst werden.

Jakob der 18., "Erfinder der pinsellosen Malerei" und Konstrukteur des irdischen Paradieses, liefert viele Argumente. Dass mit exzessivem Cannabis-Konsum nachweislich kapitale Hirnverödung einhergeht, wird zwar großzügig ausgeklammert. Aber wer den "Hobbykaiser von Deutschland" in seiner Sprechstunde von 16 bis 19 Uhr fragt, erhält auch darauf eine Antwort.

Leider fragen - bis auf die aufgeregte Kräuterfrau - nur wenige Rathausmarktflaneure bei Jakob dem 18. nach. Hamburg ist wohl noch nicht reif für die Weltrettung.