Der österreichische Fotograf Helmut Klein war fünf Jahre lang mit der Kamera in Hamburg unterwegs. Sein Motiv: die 2500 Brücken der Hansestadt.

Hamburg. Wer Brücken fotografieren will, muss viel unterwegs sein, um den richtigen Blickwinkel zu finden. Wenn man auf der Brücke steht, sieht man ihren Schwung nicht. Vom Wasser aus gesehen wirkt sie anders als vom Ufer, manche entfaltet ihre ganze Wirkung auch erst aus der Luft. "Brücken muss man sich erarbeiten", sagt Helmut Klein. Sie sind für ihn nicht nur Zweckbauten, sondern von großer symbolischer Bedeutung, "wahrscheinlich wichtiger noch als Kathedralen oder Schlösser". Die Brücke als dreidimensionale "Skulptur" ist für das Foto nun auf zwei Dimensionen zu reduzieren. "Das ist eine Herausforderung", sagt Klein.

Der österreichische Fotograf, bekannt geworden vor allem durch seine Architekturfotografie, lebt seit 2004 halb in Wien, halb in Hamburg. Fünf Jahre lang hat er sich Hamburgs Brücken "erarbeitet", hat sie erwandert, sich ihnen zu Wasser, zu Lande, aus der Luft genähert, bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit. Und damit hat er auch immer neue Perspektiven auf die Stadt selbst gewonnen. "Daraus musst du eigentlich ein Buch machen", habe seine Frau gemeint. Und so ist es auch gekommen: Helmut Klein stellt seinen neuen Bildband "Hamburgs Brücken", gerade bei Hoffmann und Campe erschienen, jetzt mit einer Ausstellung im "Stadtmodell Hamburg" während der ArtWeek vor. Die 24 x 30 Zentimeter großen Fotos im Buch sind bei der Ausstellung teilweise bis zu zehnmal vergrößert zu bewundern.

Als Neuhamburger lernte Helmut Klein von ortskundigen Historikern, dass Hamburg so viele Brücken besitzt wie Venedig und Amsterdam zusammen - insgesamt 2500 nämlich. Von der Holzbrücke an der ländlichen Mellingburger Schleuse über elegante Steinbrücken über die Alster und die imposanten Stahlkonstruktionen der Elbbrücken und Hochbahn-Viadukte bis hin zu den Hub- und Drehbrücken der Hafenkanäle bietet Hamburg eigentlich alles auf, was an Brückenkonstruktionen jemals erfunden wurde. Mit am interessantesten fand der Fotograf die Brücken im und rund um den Hafen. Die Köhlbrandbrücke erwanderte er mit der Kamera zu Fuß - und wurde prompt von einem Streifenwagen angehalten. "Die Polizisten winkten und riefen 'Steigen Sie ein'", erzählt Helmut Klein. Mit Wiener Charme bat er um zwei Minuten Wartezeit, bis er seine Fotos gemacht hatte. Dann wurde er mit freundlichen Ermahnungen zu seinem Auto gefahren.

Die vier nebeneinander liegenden Elbbrücken ließen sich nur von einem Sportflugzeug aus gemeinsam abbilden, andere am besten vom Kanu aus. "Für mich ist die ganze Stadt eine Brücke", sagt Klein, "eine Brücke zur Welt. So ist das Buch mit den Brückenfotos gewissermaßen auch zu einer Hommage für die Stadt geworden."

Vernissage: Helmut Klein: Hamburgs Brücken, mit einem Vorwort von Theo Sommer, Hoffmann und Campe, 160 S., 100 Abb. 240 x 300 mm, 78 Euro