Das ist aber auch gemein. Den Senat einfach nach 100 Tagen im Amt zu bewerten. Denn das weiß man doch: In Hamburg wird, egal von welcher Partei, nach dem Mikado-Prinzip regiert. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren! Da muss man schon mal 200 Tage abwarten. Immerhin hat Innensenator Michael Neumann beim Anblick randalierender griechischer Autonomer einen weiteren versöhnlichen Angriff in Richtung Schanze gestartet. Sein Vorschlag: eine Namensänderung. Die alte Rote Flora bleibt. Die Neue Flora heißt ab jetzt "Neue Grüne Fauna". Denn, so Neumann, "arbeitet sich da ja ein gewisser Herr Tarzan an Lianen ab, und das passt dann doch." Geradezu eine Husaren-Tat. Hurra, Senat.

Was macht eigentlich die CDU? Marcus Weinberg, von Beruf nicht etwa Önologe, wie der Name annehmen lässt, ist auf dem Vormarsch. Aus Blankenese kommend, soll er am Süllberg Wein anbauen. Den "Elbehang Gaumenschock, Grand Hand Reserva". Ein kühner Tropfen, der insbesondere für Menschen geeignet ist, die keine eigene Magensäure produzieren. Er, also Marcus Weinberg, gilt als linksliberal. Was ja in der CDU per se komisch anmutet. Das erklärt aber, warum das Konterfei von Rainer Brüderle das Etikett der Weinflaschen ziert. Hier wird von Marcus sozusagen "Rainer Wein" eingeschenkt. Statt eines "Viertele" ein "Brüderle". Beim anschließenden Sodbrennen kann man von Nachhaltigkeit sprechen.

Apropos Brüderle. Im Bundestag erlebt man, wie er sich richtig erregen kann. Hätte ich von ihm nie erwartet. Er wirkt irgendwie immer ein wenig sediert und erinnert mich an meine Nachbarin. Eine alte Frau aus der Senfgläser-Generation. Im Küchenschrank ausschließlich "Kühne Kristall".

Schlechten Wein gibt es auch in Griechenland. Teilweise ist der so verharzt wie die gesamte Wirtschaft. Unsere Bundesregierung startet jetzt eine neue Offensive. Nicht einfach Geld überweisen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Es sollen mehr griechische Produkte in Deutschland angebaut und verkauft werden. Auf dem Hamburger Fischmarkt längst nichts Neues. Da steht schon seit Jahren neben Aale-Dieter und Bananen-Paul, der Grieche "Vas Costas" als "Oliven Hein".

Der Vorstoß von Angela Merkel sieht folgenden Plan vor: Die Griechen dürfen zukünftig große Flächen Mecklenburg-Vorpommerns kultivieren. Vorgesehen sind riesige Knoblauchfelder, wo der Knoblauch selbst gepflückt werden kann. Der absolute Clou: Jeder darf beim Pflücken so viel Knoblauch naschen, wie er schafft! Na, wenn das mal kein Anreiz ist. Guten Appetit.

Und sonst so? Ach ja, in Berlin wurde gerade erst eine "Doktortitel-Klappe" eingerichtet. Schon nach dem ersten Tag war sie randvoll!

Na bitte, geht doch.

Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag.