Gesundheitsamt im Bezirk Nord verteidigt bürokratischen Aufwand. Jeder Fall eines Infizierten werde weiterhin genau untersucht

Hamburg. Dass er sich mit EHEC infiziert hat, damit hadert Niels H. nicht länger: "Ich hatte nur Durchfall und ein bisschen Bauchgrummeln, aber keine weiteren Symptome", sagt der Hamburger. Was ihm dagegen nachhaltig Bauchschmerzen bereite, sei der Umgang der Behörden mit den EHEC-Infektionen. "Ich habe das Gefühl, wenn wir wirklich einmal eine schwere Epidemie haben, dann sind die Behörden darauf überhaupt nicht vorbereitet." Der Unternehmer bekam ein Schreiben des Gesundheitsamts im Bezirk Nord mit der Aufforderung, unverzüglich beim Gesundheitsamt anzurufen oder vorzusprechen. Doch seine Anrufe seien ständig ins Leere gelaufen. "Werktags sind sie von 8 bis 10 Uhr erreichbar. Ich hatte es auch schon am Pfingstwochenende versucht, ohne Erfolg." In dieser Woche kam er schließlich durch, nach etwa 20 Versuchen. "Das dauert alles viel zu lange", findet er.

Niels H. hatte am 3. Juni bei seinem Lieblings-Chinarestaurant in Winterhude ein Gericht mit Sprossen gegessen, zwei Tage, bevor der Verdacht erstmals auf die Keimlinge fiel. Tomaten, Gurken und Salat hatte er den Empfehlungen gemäß schon länger gemieden.

"Auf die Frage, ob sie da jetzt jemanden hinschicke, antwortete die Mitarbeiterin, das sei nicht ihre Zuständigkeit, das werde an die Lebensmittelkontrolleure weitergeleitet." Seine Anmerkung, das sei dann wohl erst in ein bis zwei Wochen der Fall, habe sie mit den Worten, "ja, das könnte etwa sein", kommentiert, sagt H.

Kirsten Bollongino, Leiterin des Gesundheitsamts im Bezirk Nord, weist die Vorwürfe zurück: "Ich kann nicht ausschließen, dass eine Mitarbeiterin auch mal müde war", sagt sie, "wir haben die letzten vier Wochenenden durchgearbeitet, aber es sind alle noch sehr motiviert. Wir waren auch am Wochenende telefonisch erreichbar." Alle Hinweise auf Ansteckungsursachen würden weiterhin sehr ernst genommen und umgehend vom Verbraucherschutz geprüft. "Das dauert auch keine Woche", versichert die Leierin des Gesundheitsamts.

Auch Wolfgang Kopitzsch, Leiter des Bezirksamts Nord, verteidigt seine Mitarbeiter: "Was sie in den vergangenen Wochen geleistet haben, geht weit über das hinaus, was man erwarten kann - und das vor dem Hintergrund der schwierigen personellen Situation, auf die wir Bezirksamtsleiter mehrmals hingewiesen haben."

Kirsten Bollongino bittet um Verständnis für den unvermeidlichen bürokratischen Aufwand, den EHEC-Infizierte auf sich nehmen müssen. Sie müssen wegen der Ansteckungsgefahr wiederholt Stuhlproben abgeben, bis drei Proben negativ sind.