300 Firmen haben sich in der HafenCity angesiedelt - doch nicht alle werden dort glücklich. Manche sind wieder weggezogen

HafenCity. Das Wasser und die Nähe zur Innenstadt waren für Kevin Schütt vor drei Jahren der Grund, von Winterhude in die HafenCity zu ziehen. Er hat diese Entscheidung "nie bereut" sagt der 36-Jährige und lässt den Blick von seinem Balkon auf den Traditionsschiffhafen schweifen: "Ich fühle mich hier wohl. Das liegt zum einen an der einmaligen Wasserlage, aber auch an den vielen Geschäften und Restaurants, die hier nach und nach entstehen."

Auf 105 Quadratmetern hat er sich hier am Kaiserkai eingerichtet. Inzwischen lebt Kevin Schütt, der Optikergeschäfte in Hamburg und im Rheinland betreibt, nicht nur in der HafenCity, er hat im Januar am Großen Grasbrook auch das Geschäft SehKunst eröffnet. Dort können die Kunden Brillen und Bilder erstehen: "Ich habe es einfach mal gewagt", sagt Schütt. Bei seinen Spaziergängen durch die HafenCity entgeht ihm aber auch nicht, dass noch zahlreiche Gewerbe- und Büroflächen leer stehen: "Das wird schon werden. Die HafenCity gewinnt immer mehr an Popularität", sagt der Geschäftsmann und HafenCity-Bewohner - einer von etwa 1700.

Aber nicht allen gefällt es so gut wie Kevin Schütt in der HafenCity. Einige Bewohner sind schon wieder weggezogen, weil der Standort einfach nicht ihren Erwartungen entsprochen hat. Zu wenig Grün, zu viele Touristen und eine chaotische Verkehrsführung sind oft genannte Gründe.

Auch Geschäfte haben schon wieder aufgegeben, eine Apotheke am Sandtorpark etwa. Jüngstes Beispiel für den Rückzug aus der HafenCity ist das weltweit agierende Softwareunternehmen SAP, einer der ersten Mieter, damals 2003, in dem neuen Stadtteil. Der Weltkonzern wird mit seinen rund 400 Mitarbeitern an die Tesdorpfstraße (Rotherbaum) ziehen. Ein Grund ist die bessere Verkehrsanbindung. Die Immobilie gehört einer Fondsgesellschaft, die wiederum eine Tochter der HSH Nordbank ist. 11 500 Quadratmeter hat das Gebäude, wovon SAP bereits ein Drittel untervermietet hat. Einen Nachmieter gibt es noch nicht, wie ein HSH-Nordbank-Sprecher bestätigt. Es werde zurzeit an einem Vermietungskonzept gearbeitet.

Das gilt wohl auch für andere der rund 95 000 Quadratmeter leer stehender Büroflächen in der HafenCity. Den Leerstand von etwa 17,5 Prozent führt Kurt Duwe, FDP-Stadtentwicklungsexperte, auf den noch fehlenden "Wohlfühlfaktor" zurück. Es reiche den Firmen eben nicht nur ein schöner Blick auf das Wasser, sondern auch das Umfeld müsse stimmen. Einer der Gründe sei aber auch das hohe Mietniveau. Es gebe durchaus andere attraktive Lagen in Hamburg, die mit günstigeren Preisen die Firmen anlocken würden, so Duwe weiter. Während SPD-Stadtentwicklungsexperte Andy Grote bei dem Bürogebäudeanteil von einer "Fehlplanung" spricht und "mehr Wohnungsbau" fordert, setzt Thomas Löffler sehr wohl auf Büros. Er ist Prokurist beim Immobilien-Dienstleister Grossmann & Berger: "Es stehen viele Vertragsabschlüsse an. Die Zukunft der HafenCity als Bürostandort ist gesichert."

Bislang haben sich rund 300 Unternehmen in der HafenCity angesiedelt. Auch der Modekonzern Apart International. Das Unternehmen mit weltweit 120 Mitarbeitern ist im November vergangenen Jahres an den Brooktorkai gezogen: "Der neue Standort sollte zur Firmenphilosophie und zu unserer Mode passen: urban, international und designorientiert", sagt Geschäftsführer Bernd Houillon. Und all dies verkörpere die HafenCity.