Dirk Bauermann, 53, Basketball-Bundestrainer und Coach des FC Bayern München

Hamburger Abendblatt: 1. Würde ein Erfolg Dirk Nowitzkis mit den Dallas Mavericks in der nordamerikanischen Profiliga NBA einen Basketball-Boom in Deutschland auslösen?

Dirk Bauermann: Das würde passieren, wenn die Spiele tagsüber im deutschen Fernsehen zumindest in längeren Zusammenfassungen zu sehen wären. Da dies nicht der Fall ist, werden Dirks Erfolge sich wahrscheinlich nur marginal niederschlagen. Für mich ist es unverständlich, dass keiner der großen Sender den Mut aufbringt, ausführlich in die Finalserie der NBA, in denen einer der größten deutschen Sportler eine zentrale Rolle spielt, einzusteigen. Das Publikum, gerade das heiß umworbene jüngere, wäre dafür vorhanden. Die Printmedien dagegen haben den Stellenwert dieses Ereignisses verstanden.

2. Basketball ist seit zwei Jahrzehnten bei Jugendlichen neben Fußball - manchmal davor, manchmal dahinter - die populärste Sportart in Deutschland. Die Vereine scheinen davon aber nicht profitieren zu können.

Bauermann: Das sehe ich anders. Die Klubs haben großen Zulauf. Die Schwierigkeiten liegen woanders. Es fehlt an Trainern und an den nötigen Hallenzeiten. Es wird in allen gesellschaftlichen Bereichen immer aufwendiger, junge Leute für ehrenamtliche Tätigkeiten zu begeistern. Sie dann später zu qualifizieren, wäre nicht das Problem.

3. Obwohl Nowitzki in den USA spielt, es kaum Fernsehbilder von ihm zu sehen gibt, ist er einer der beliebtesten deutschen Sportler.

Bauermann: In der NBA spielen die besten Athleten der Welt. Es gibt in keiner anderen Liga bessere - weder im Football, im Eishockey oder in der Fußball-Bundesliga. Und Dirk ist einer der besten von ihnen. Er ist trotz aller Erfolge bescheiden geblieben. Er schreibt immer noch so lange Autogramme, bis alle eines haben. Ich kenne niemanden, der derart akribisch in seiner Sportart an sich arbeitet, um noch besser zu werden. Dirk Nowitzki ist ein Vorbild. Von seiner Art gibt es nur noch ganz wenige.

4. Wird er bei der EM im September in Litauen wieder für Deutschland spielen?

Bauermann: Er hat mir zugesagt, weil er 2012 in London unbedingt zum zweiten Mal an Olympia teilnehmen will. Alles hängt davon ab, wie er die lange, kräftezehrende NBA-Saison überstanden hat.

5. In der NBA droht nächste Saison die Aussperrung der Spieler, weil sich Eigner und Gewerkschaft nicht über Gehaltsgrenzen einigen können. Werden wir Nowitzki dann bei Ihrem Klub Bayern München sehen?

Bauermann: Das ist nicht illusorisch. Käme es zur Aussperrung, hätte unser Präsident Uli Hoeneß wohl großen Spaß daran, ihn zum FC Bayern zu holen.