Die private Auffangstation ist die Rettung für viele Tiere. Von dort gelangen sie in gute Hände

Rahlstedt. Nach Großstadt fühlt es sich hier draußen kaum an. Die schmale Ringstraße in Rahlstedt ist von Birken gesäumt, irgendwo brummt monoton ein Rasenmäher, und die Luft duftet nach frisch geschnittenem Gras. Am Gartentor von Nummer 21b, einem Rotklinkerhaus, hängt ein großes Schild: "Kaninchenvilla".

Hier wohnen Computer-Experte Kevin Krüger, 32, und seine Frau Claudia, 33 mit rund 55 Kaninchen. Seit zwei Jahren betreibt das Ehepaar eine private, staatlich anerkannte Auffangstation. Damals hatte sich ihre Liebe zu Tieren quasi verselbstständigt: "Wir hatten selbst zwei Kaninchen", erzählt Kevin Krüger, "und weil mir die üblichen Ställe zu klein erschienen, baute ich einen größeren, die Kaninchenvilla." Sie fand schnell weitere Fans unter Kaninchenbesitzern, und immer wenn jemand einen "Hoppel" oder "Klopfer" loswerden wollte, kam er zu Krügers. "Irgendwann hatten wir zu viele Tiere, und so kümmerten wir uns darum, die Kaninchen wieder in gute Hände abzugeben."

Es ist ein zeitaufwendiges Hobby mit reichlich Arbeit. Die Krügers arbeiten auch mit Tierschutzorganisationen, Auffangstationen und Tierheimen zusammen. "Da gibt es auch echte Notfälle", sagt Krüger. So hatte eine Tierschutzorganisation 120 Tiere aus einer Messie-Wohnung befreit. "Und dann stehen die hier schon mal mit bis zu 15 Kaninchen vor der Tür, die wir aufnehmen sollen", sagt er.

Neulinge kommen zuerst in einen Käfig der Quarantänestation. Außerdem können die Kaninchen zuerst nicht gemeinsam in ein Gehege gesetzt werden, da es zu Machtkämpfen kommen würde. Später ziehen die Tiere unter Aufsicht in eine große Gartenlaube mit geschütztem Außengehege - die Kaninchenvilla - im hinteren Teil des Gartens um. Hier warten sie darauf, von einem neuen Besitzer abgeholt zu werden. Bei manchen geht das schnell, andere werden zu Dauergästen - wie Woodstock. Das kräftige Schlachtkaninchen mit dem Flower-Power-Namen ist zwei Jahre alt und wiegt vier Kilo. Seiner Größe entsprechend braucht das Weibchen gut dreimal so viel Futter wie ein Zwergkaninchen. "Außerdem ist sie - typisch Frau - eine Schuhfanatikerin", sagt Krüger. Konkret bedeutet das, dass die Kaninchendame auch gerne mal Schuhe anknabbert. Gut vermittelbar ist etwas anderes. "Dabei ist sie so zutraulich."

45 Euro kostet die Abholung eines Tieres hier. "Das ist vielleicht mehr als im Baumarkt, aber dafür sind die Kaninchen hier geimpft, untersucht und kastriert", sagt Krüger. Er ist bei der Auswahl der neuen Besitzer sehr wählerisch. "Wenn ich ein ungutes Gefühl habe, dann sage ich auch schon mal Nein." Diese Haltung würden Leute, die zu ihnen kommen, aber kennen und sogar schätzen. So werden zum Beispiel keine Einzeltiere abgegeben, da Kaninchen Sozialpartner brauchen. Und Familien mit Kleinkindern bekommen keine Kaninchenbabys. "Die kleinen Tiere sind viel zu agil zum Kuscheln."