Im Verlauf der europäischen Schuldenkrise sind in den zurückliegenden zwei Jahren klare Muster sichtbar geworden. Beruhigend sind sie nicht: Bisher ist stets die ungünstigste aller denkbaren Möglichkeiten eingetreten - und der Politik fehlte bisher immer der Mut zu unbequemen, aber nachhaltigen Gegenmaßnahmen. Stattdessen versuchte man es mit notdürftigen Reparaturen und setzte auf das Prinzip Hoffnung.

Überzeugend war das nicht, und so ließen sich auch die Finanzmärkte damit nicht abspeisen. Sie forderten zuletzt immer höhere Renditen auf griechische Staatsanleihen. Auf diese Weise signalisierten die Investoren, dass sie - entgegen den Beteuerungen der EU - nicht an eine Lösung ohne irgendeine Form des Schuldenschnitts glauben. Und sie erzwangen ein zweites Rettungspaket für Athen.

Doch die europäischen Regierungen sind offenbar noch immer nicht bereit, die Lehren aus dem bisherigen Ablauf zu ziehen. So scheint es, als scheue man nun doch davor zurück, auch die Banken zur Kasse zu bitten, worauf man sich eigentlich schon grundsätzlich geeinigt hatte. Wieder einmal sollen allein die Bürger das Risiko weiterer Finanzhilfen tragen. Aber die Bereitschaft dazu nimmt ab, wie zum Beispiel der Wahlerfolg einer Euro-skeptischen Partei in Finnland im April gezeigt hat.

Für die EU wird es Zeit, den Realitäten ins Auge zu blicken: Nur wenn Griechenlands Wirtschaft das Kunststück schaffen sollte, trotz immens harter Sparmaßnahmen sehr schnell auf einen Wachstumskurs zurückzukehren, ließe sich ein Schuldenschnitt abwenden. Derzeit spricht nicht viel dafür.